Energiesparlampe als neue Lösung hat zahlreiche Nachteile. | Halogen und LED oft geeigneter. | Wien. Die Tage der klassischen Glühbirne sind gezählt: Schon ab dem 1. September 2009 werden laut einem Stufenplan der Europäischen Union (EU) keine Birnen mit mehr als 80 Watt auf den Markt gebracht, genau ein Jahr darauf soll das Verbot auf jene ab 75 Watt ausgeweitet werden - bis schließlich ab Herbst 2012 die Herstellung aller Glühbirnen mit mehr als 25 Watt eingestellt werden soll.
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Als Alternative wird von der EU die Energiesparlampe schmackhaft gemacht, die bis zu 80 Prozent weniger Strom verbraucht, länger hält und weniger Wärme abstrahlt - hinter letzterem scheinbaren Vorteil verbirgt sich jedoch der erste Nachteil der kleinen Leuchtstoffröhre.
"Es stimmt, dass die Glühbirne etwa 95 Prozent der Energie als Wärme abgibt und nur fünf Prozent in Licht umwandelt", bestätigt der Physiker Peter Keymar, "allerdings waren wir all die Jahre lang auch Nutznießer dieser Wärme."
Hauptsächlich im Winter, wenn die Nächte lang sind und es draußen kalt ist, werde künstliches Licht eingeschaltet - durch die von den Leuchtmitteln produzierte Wärme seien die Heizkosten niedriger gewesen. Wenn nun Energiesparlampen statt Glühbirnen leuchten, müsse mehr Energie in die Heizung gepumpt werden, "was wiederum zu einer erhöhten Kohlendioxid-Belastung der Umwelt beiträgt", wie Keymar meint.
Zusätzlich werde sogar das Licht dieser Kompaktleuchtstofflampe als kälter empfunden. "Ihr Lichtspektrum liegt im grünen bis blauen Bereich, was von der menschlichen Psyche als kalt empfunden wird", erklärt der Physiker gegenüber der "Wiener Zeitung". Die Glühbirne strahle hingegen gelbes bis orangerotes, also warm wirkendes Licht aus - wie ein Lagerfeuer. "Das hat nichts mit der objektiv messbaren Lichtleistung zu tun, sondern ist eine rein subjektive Empfindung", präzisiert Keymar allerdings.
Geringere Ausbeute
Bezüglich der tatsächlichen Lichtleistung mahnt der Physiker zu Relation und Vorsicht: Die Energiesparlampe funktioniere nur bei höheren Temperaturen optimal. Schon bei der üblichen Zimmertemperatur oder gar im kalten Gang respektive im Keller verringere sich die Ausbeute.
"Gerade für den Gang als generell dunkler, aber häufig frequentierter Raum, eignen sich Energiesparlampen sehr schlecht", fährt Keymar fort, "weil das häufige Ein- und Ausschalten deren Lebensdauer stark verkürzt." Zahlreiche Produkte - die allesamt teurer als Glühbirnen kommen - hielten in dieser Verwendung weniger als ein Drittel der versprochenen Zeit, und mit zunehmendem Alter lasse auch die Lichtstärke der Lampe rapide nach.
Herstellung reduziert
Auch Stephan Müller, internationaler Großkundenbetreuer der Firma Osram, weiß um diese Nachteile der Kompaktleuchtstofflampe und ergänzt: "Außerdem muss sie entsorgt werden, weil sie unter anderem Quecksilber enthält - da gibt es eine klare Regelung der EU." Das Ende der Glühbirne bedeute für ihn keineswegs die automatische Umstellung ausschließlich auf Energiesparlampen.
Vielmehr betrachtet Müller diese als lediglich eine - und nicht unbedingt beste - von drei möglichen Alternativen: Halogen- und LED-Lampen brauchten ebenfalls weniger Strom und seien in speziellen Bereichen geeigneter. "Keiner würde in einen Kristallluster gewöhnliche Energiesparlampen einsetzen", meint Müller, "da sind Halogennetzsparlampen ideal."
Zu Glühbirnen wird man in naher Zukunft jedenfalls nicht mehr greifen können, weshalb die Firma Osram laut Müller bereits mit Beginn dieses Jahres deren Herstellung reduziert hat, um auf die Umstellung vorbereitet zu sein.
Ebenfalls immer weniger Glühbirnen zählt man in Raabau im Bezirk Feldbach: Die steirische Gemeinde will als Erste in Österreich bereits bis Ende dieses Jahres sämtliche herkömmliche Leuchtmittel durch Energiesparlampen ersetzt haben.