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Joseph Blatter hat beim Confed-Cup eindrucksvoll bewiesen, wie Krisen-Missmanagement aussieht: Zuerst verharmlosen ("Wenn der Ball rollt, werden die Demonstrationen aufhören"), dann die Schuld anderen zuschieben ("Brasilien wollte ja die WM"), dann abtauchen. Sicher: Ganz von der Hand weisen kann man die Argumente Blatters nicht. Brasilien wollte nicht nur die WM, man wollte sogar die Anforderungen der Fifa übertreffen. Statt sechs Stadien mussten es zwölf sein. Dass die nach der WM nicht mehr voll gebraucht werden, darf einen nicht wundern. Ebenso wenig, dass die Baumaßnahmen nicht von privater Hand, sondern aus dem Säckel der Bevölkerung finanziert würden; und ebenso wenig die Tatsache, dass wenig Geld übrig bleiben würde, um die versprochenen Infrastrukturmaßnahmen zu realisieren. All das hat die schwelende Unzufriedenheit entzündet. Dafür allein der Fifa die Schuld zu geben, wäre Unfug. Doch eine Mitverantwortung muss sie übernehmen - was sind sonst die plakativen Beteuerungen wert, der Fußball könne zu einer besseren Welt beitragen? Die erreicht man nicht, indem man mit imperialistischem Gehabe die Autorität in einem Gastgeberland an sich reißt, sich dort selbst feiert und dann wieder verschwindet. Zudem, auch das hat der Confed-Cup gezeigt, das wie selbstverständlich von Olympia entlehnte Motto vom Schneller, Höher, Stärker - und damit Teurer - in einer Welt der wirtschaftlichen Krise und sozialen Unzufriedenheit nicht zu argumentieren ist. So hat der Confed-Cup auch einen anderen Sieger gebracht: Uefa-Chef Michel Platini, der im Wahlkampf gegen Blatter um dessen Nachfolge steht und dessen Idee von dezentralen und damit kostensparenderen Veranstaltungen zunächst auf Spott und Kritik gestoßen ist. Angesichts der Auflehnung gegen die Kosten von Sportevents - die bei den Protesten in Brasilien stets mitschwang - scheinen solche Ideen zeitgemäßer denn je.