Das Sjögrensyndrom: Immunzellen zerstören Speichel- und Tränendrüsen. | Rund 80.000 Menschen betroffen. | Wien. Während viele Autoimmunerkrankungen deutliche Symptome zeigen, ist dies beim Sjögrensyndrom nicht der Fall. Oft wird die Erkrankung, bei der die Immunzellen des Körpers die Speichel- und Tränendrüsen angreifen und zerstören, nicht erkannt. Da die Drüsen keine Flüssigkeit mehr produzieren können, kommt es zu Augen- und Mundtrockenheit.
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Die Erkrankung betrifft Frauen deutlich häufiger als Männer und wird oft erst nach den Wechseljahren erkannt. Die Symptome werden häufig mit Klimakteriumsbeschwerden verwechselt.
Rund 90 Prozent der Betroffenen sind Frauen ab 30. Die Erkrankung selbst verläuft üblicherweise schleichend. "Das Sjögrensyndrom kann unabhängig von anderen Krankheiten auftreten, aber ebenso in Verbindung mit anderen entzündlichen Prozessen wie etwa mit der rheumatoiden Arthritis", erklärt Dr. Peter Peichl, Autoimmunspezialist im Evangelischen Krankenhaus Wien.
Benannt ist die Erkrankung nach dem schwedischen Augenarzt Henrik Sjögren (1899 bis 1986), der sie 1933 in seiner Dissertation erstmals beschrieben hatte.
Diagnostiziert wird das Sjögrensyndrom mittels Bluttest, bei dem die Antikörper untersucht werden. Die Augentrockenheit wird mit Hilfe des sogenannten Schirmer-Tests, der die Menge an Tränenflüssigkeit misst, bewertet. Der Entzündungsgrad der Drüsen kann mittels einer Szintigraphie (nuklearmedizinische bildgebende Untersuchung) bestimmt werden. Auch eine Lippenbiopsie kann aufschlussreich sein.
Peichl empfiehlt eine laufende Kontrolle, "da die scheinbar lästigen Symptome unbehandelt zu schweren Erkrankungen wie Lymphdrüsenkrebs führen können".
Da das Sjögrensyndrom noch nicht ausreichend erforscht ist, können lediglich die Symptome gelindert werden, etwa mit Augentropfen und ausreichender Flüssigkeitszufuhr. Doch müssen neben der reinen Symptombekämpfung oft auch Basismedikamente wie Kortison und Immunsuppressiva zum Einsatz gelangen, um die schädliche Überaktivität des Immunsystems einzudämmen, erklärt der Internist.
Die zweithäufigste Autoimmunerkrankung plagt insgesamt rund 80.000 Menschen. Meist bleibt sie allerdings unerkannt.