Zum Hauptinhalt springen

Nicht erklären - vermitteln

Von Manfred A. Schmid

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 23 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Der Ausbau des unter seinem Vorgänger Zeiler dezimierten ORF-Auslandskorrespondentennetzes in der Ära Weis ist hier bereits wiederholt gewürdigt worden. Zur "Informationsoffensive", die der Generalintendant gemeinsam mit seinem ansonsten eher unauffälligen und, wie es scheint, von den turbulenten medienpolitischen Zeiten allzu oft verunsicherten und eingeschüchtert wirkenden Informationsintendanten Hannes Leopoldseder ausgerufen hat, gehört auch die Wiedereinführung der Auslandsmagazine "Report International" und "Europapanorama". Und Programmschwerpunkte wie die Österreich-1-Sendereihe "Nebenan" über unsere östlichen Nachbarländer und EU-Beitrittskandidaten verstärken den Eindruck, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinem Informationsauftrag wieder verstärkt nachkommt.

Was aber immer wieder vermisst wird, ist die einst so kompetente Kommentierung großer Ereignisse und ihre Einbettung in globale und historische Zusammenhänge. Seit Bundeskanzler Fred Sinowatz vor gut 15 Jahren seinen brühmten "Sager" gemacht hat, dass alles "so kompliziert" sei, ist die Situation nur noch komplexer und unüberschaubarer geworden. Und wenn ein innen- oder außenpolitischer Krisenherd besonders akut zu werden droht, wäre es gut, wenn ein erfahrener und glaubwürdiger Chefkommentator zielführende Hinweise geben könnte, was davon zu halten sei und womit man möglicherweise zu rechnen hätte. Die Zeiten, als ein Hugo Portisch dem ORF-Publikum wortreich die Welt erklärte, sind wohl allemal vorbei, einen Nachfolger für Paul Lendvai zu finden, dürfte in der Tat schwer sein. Gefragt ist aber ohnehin nicht ein oberlehrerhafter Alleswisser, sondern eine Frau oder ein Mann mit Überblick und Gespür für Perspektiven sowie der Gabe, dieses Wissen zu vermitteln.