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Man will ja nicht immer in der Vergangenheit kramen, doch manches kommt eben immer wieder hoch, ob man will oder nicht. So ergeht es derzeit dem österreichischen Eishockey-Team und einem Mann, der an jenem Tag, der nun mehr als ein Jahr her ist, gar nicht einmal dabei war. Nach der Niederlage gegen Schweden und vor dem Spiel gegen Tschechien bei der Eishockey-WM am Freitag hat Teamchef Daniel Ratushny seiner Mannschaft einen Tag frei gegeben, um "Eishockey ein bisschen zu vergessen", wie er es ausdrückte. Und natürlich kam unweigerlich die Frage, ob die Spieler sich in dieser Freizeit das eine oder andere Bier genehmigen dürften. Das geht natürlich gar nicht. Nicht so sehr, weil das eine oder andere Bier nachhaltig schaden würde, sondern vielmehr der Optik wegen. Seit einige heimische Cracks die historische Chance, mit einem Sieg über Slowenien ins Olympia-Viertelfinale einzuziehen, buchstäblich versoffen haben, ist man sensibilisiert. Dabei ist es unerheblich, ob man das Spiel gegen die Slowenen nicht auch so verloren hätte, aber dass die Spieler die Nacht 36 Stunden vor dem wichtigsten Match der jüngeren Geschichte, das schließlich 0:4 endete, zum Tag gemacht hatten, machte eher keinen schlanken Fuß. Gut, sie haben sich danach entschuldigt, Fehler macht jeder einmal, und die Mannschaft ist heute eine andere. Mit dem Makel von Sotschi muss sie dennoch leben. In Tschechien ist sie daher nicht nur auf der sportlichen Mission Klassenerhalt, sondern noch mehr zwecks Imagekorrektur in eigener Sache. Gegen Tschechien darf man verlieren, man darf sogar absteigen. Nur Dinge wie in Sotschi dürfen nicht mehr passieren. "Für tschechisches Bier ist nach dem Turnier Zeit", stellte Ratushny klar. Und dann, aber erst dann, ist das, was in den Prager Lokalen passiert, nicht mehr das Bier der Öffentlichkeit - und Sotschi vielleicht irgendwann vergessen.