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Nicht evaluieren - handeln!

Von Ernst Smole

Gastkommentare
Ernst Smole war Berater der Bildungsminister Fred Sinowatz, Herbert Moritz und Helmut Zilk. In der vergangenen Legislaturperiode war er als Referent in den Budget- und Unterrichtsausschuss zu den Themen Bildungsfinanzierung, Inklusion, Schulautonomie und Politische Bildung geladen und koordiniert den "Unterrichts:Sozial:Arbeits- und Strukturplan für Österreich 2015 - 2030" (www.ifkbw-nhf.at).
© privat

Dank Pisa-Test weiß man heute alles, um in der Bildung künftig das Richtige zu tun.


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OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher - er verantwortet seit 20 Jahren die Pisa- Tests - hat jüngst das Buch "Weltklasse! Schule des 21. Jahrhunderts gestalten!" herausgebracht, dessen Inhalt sich so zusammenfassen lässt: "Es ist nun an der Zeit, die richtigen Schlüsse aus Pisa zu ziehen und zu handeln! Nach 20 Jahren Pisa-Tests ist weltweit alles bekannt, was man wissen muss, um die denkbar besten Schulen zu gestalten. Genug getestet - jetzt sollten alle Staaten das in 20 Jahren gemeinsam angehäufte Wissen über das Gelingen von Schule dazu nutzen, ihrer Jugend die beste Schulbildung zu ermöglichen."

Das überzeugt, denn Pisa ist in den vergangenen Jahren immer stärker zu einem "more of the same" geworden - und die Ergebnisse haben sich nicht nur in Österreich nicht verbessert. Das bedeutet, dass auch die Ergebnisse von Pisa "more of same" sind, die in der Tendenz teils sogar nach unten zeigen. Offensichtlich braucht es in Österreichs Bildungspolitik künftig andere Maßnahmen als die bisher getroffenen.

Aufgrund des umfassenden, durch weltweit einhellige Forschungsergebnisse gesicherten Wissens braucht es hierzulande auch keine großflächigen, teuren und verzögernden Evaluierungen - die Ergebnisse wären mit hoher Sicherheit "more of the same" und ein sehr gutes Geschäft für die Evaluierungsindustrie. Sehr genau auf den Grund gehen müsste man aber jenen Aspekten, die von Mentalitäten und Traditionen geprägt sind - Obrigkeitsfurcht, Konfliktvermeidung, die Kluft zwischen den verschriftlichten Regelwerken und der Schulwirklichkeit sowie die schultypische resignative Grundhaltung: "Da kann man halt nichts dagegen tun . . ."

Dennoch: Pisa war enorm notwendig, weil hilfreich. Die Tests haben uns überhaupt erst bewusst gemacht, dass es um Österreichs Bildungssystem nicht so gut bestellt ist. Diese Erkenntnis war schmerzhaft, aber wichtig. Doch jetzt muss gehandelt werden. Das Einzige, was fatal, weil falsch wäre, wäre weiterzumachen wie bisher (also an wirkungslosen Schräubchen herumzudrehen und auf Wunder zu warten, die nicht von selbst eintreten werden).

Es besteht heute Konsens darüber, dass es alternativlos ist, die Lehrpersonen auf jede Weise und auf allen Ebenen zu stärken, denn ihr Tun vor der Klasse - also der Unterricht - entscheidet zu 90 Prozent über das Gelingen von Schule. Starke Lehrpersonen - die Mehrzahl von ihnen hat sich ihre Stärke hart erarbeitet - haben kaum Probleme mit der Disziplin in der Klasse, verfügen über gute Kontakte auch zu Eltern mit sichtbarem Migrationsvordergrund und können sie unmerklich, behutsam und dadurch erfolgreich in die Mitverantwortung für den Schulerfolg ihrer Kinder (zurück)holen.

Außerdem gehört der aus Monarchiezeiten stammende und für mehr als 50 Millionen Einwohner dimensionierte, extrem behindernde Schulföderalismus (Stichwort: Mischbehörden "Bildungsdirektionen") ins 21. Jahrhundert überstellt. Niemand benötigt im Zeitalter der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten jene vielstufigen, behindernden Verwaltungs- und Hierarchiestrukturen, die wir noch aus der k.u.k.-Zeit mit uns herumschleppen.