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Nicht für alle ein Fest

Von Christina Böck

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Irgendwann ist jede Party vorbei. Als ein solches "Fest", wie Plakate verhießen, verstand das neue Leitungsteam der Wiener Festwochen das Festival vorrangig. Nach dem Fest gibt es eine Rechnung, am Donnerstag kam sie in Form der Zuschauerbilanz. 128.630 Besucher konnten die Festwochen heuer insgesamt verbuchen. Von 41.646 Karten wurden 34.363 an die Frau und an den Mann gebracht. Zu den 86 Veranstaltungen bei freiem Eintritt kamen 60.617 Besucher, davon 45.000 zur Eröffnung am Rathausplatz. Die Auslastung der Festwochen 2017 betrug 82,51 Prozent. Ein Vergleich mit dem Vorjahr, dem letzten unter Markus Hinterhäuser, ist nicht möglich, weil man damals der Meinung war: "Eine Prozentzahl sagt nichts aus über die Inhalte eines Programms." 2013 gab es aber eine Auslastung von 90 Prozent, 2014 95 Prozent, ein Jahr später rund 92 Prozent.

Es ist also nicht ganz unseriös, zu behaupten, dass der Paradigmenwechsel, den Intendant Tomas Zierhofer-Kin eingeleitet hat, nicht zur Gänze beim Publikum angekommen ist. In den Zahlen fehlen klarerweise auch jene Besucher, die Vorstellungen verlassen haben, weil sie die künstlerische Leere hinter dem systemkritischen Theorie-Heißluftballon auf Dauer gelangweilt hat.

So verdienstvoll es ist, neue Kunst- und Diskursformen "salonfähig" machen zu wollen, für eine publikumsnahe Weiterführung der Festwochen wird es nicht reichen, lose entweder halbdurchdachten oder effekthascherischen Nischen-Pseudo-Underground zu verbinden. Für ein Festival, das in Millionenhöhe mit Steuergeldern unterstützt wird, ist das nicht zu viel verlangt.