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Nicht immer nur der Watschenmann

Von Tamara Arthofer

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Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

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Die "Bild"-Zeitung ist ja prinzipiell eher nicht für Zurückhaltung bekannt, der Untertitel eines am Donnerstag auf der Homepage veröffentlichten Artikels überrascht dann aber doch. "So ist Jogi Löw noch nie bedroht worden", prangt dort unter einem Foto von Sebastian Prödl nebst einem ängstlich dreinschauenden Joachim Löw. Man wird neugierig. Und dann wird der Verteidiger vor dem WM-Spiel gegen die Deutschen doch glatt mit den unerhörten Worten "Wir lassen uns nicht abfotzen*" samt dazugelieferter Übersetzung ("*österreichisch für ohrfeigen") zitiert. Dass eine rot-weiß-rote Mannschaft sich kämpferisch gibt, ist man in Deutschland, wo man sich als Erfinder des Wortes Siegermentalität wähnt, auch wenn der bisher letzte Titel auch schon ein Zeiterl her ist, nicht gewohnt. Dass das nun langsam durchsickert, darf man durchaus als Ehre auffassen. Österreichs Fußball rückte zuletzt dank vieler Legionäre, dank gut ausgebildeter Akademiespieler, auch dank des Einflusses von Marcel Koller, der die (bis auf das Karel-Brückner-Intermezzo) lange vermisste Außensicht einbringt, und des jüngst erfolgten Champions-League-Einzugs der Austria zumindest ein kleines bisschen aus der Bedeutungslosigkeit. Freilich: Weitere Taten müssen folgen. Doch dass die Spieler sich in Sachen Selbstbewusstsein etwas von den Deutschen abschauen, ist in Ordnung. Man muss sich ja nicht immer mit der Rolle des Watschenmanns zufrieden geben. Das ist übrigens österreichisch für Schießbudenfigur. Irgendwas können die Deutschen schließlich auch von uns lernen.