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"Nicht jodeln, produzieren!"

Von Dieter Friedl

Wirtschaft

Das Kovats-Fieber ist ausgebrochen. Innerhalb weniger Jahre schaffte Mirko Kovats den Sprung vom unbekannten Unternehmer zum Industrie-Tycoon, der in aller Munde ist. Nachdem der Deal mit VA Tech-Aktien die Kriegskasse gefüllt hat, scheint es nun kein Halten mehr zu geben, Firmen werden in immer kürzeren Abständen aufgekauft. In einem Gespräch mit der "Wiener Zeitung" skizziert Kovats seine künftigen Pläne und erläutert, was er für sein Erfolgsrezept hält.


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"In den Medien steht immer, dass ich mit dem Verkauf der VA Tech-Aktien 100 Mio. Euro verdient habe, das stimmt nicht, es waren nur rund 50 Mio." Mirko Kovats, der im Moment wohl schillerndste Industrielle Österreichs, will sich aber nicht beschweren, "die können eben nicht rechnen". Aber Geld dürfte für ihn derzeit wohl keine dominierende Rolle spielen, denn der Erfolg macht sicher, da ist es auch kein Problem, entsprechende Finanzmittel aufzubringen.

Vor wenigen Tagen erst gab er bekannt, 12% der Schweizer Maschinenfirma Unaxis (früher Oerlikon-Bührle, 1,2 Mrd. Euro Umsatz, 250 Mio. Euro Betriebsverlust, 6.500 Beschäftigte) über die Börse zugekauft zu haben ("Meldungen, dass ich von der Zürcher Kantonalbank gekauft habe, sind falsch"), was rund 160 Mio. Euro gekostet hat.

"Das Unternehmen war nicht erfolgreich und wurde schlecht geführt, nun gibt es ein neues Management, das war der richtige Zeitpunkt zum Einstieg". Die Finanzierung dieses Deals bereitet dem Neo-Industriellen kein Kopfzerbrechen, noch im Februar will er über seine neue Victory-Holding in einer ersten Tranche 50 Mio. Genussscheinkapital auflegen und bei privaten Investoren platzieren. "Nach dieser Tranche werden weitere folgen", kündigt Kovats an.

Neben Eigenkapital und Genussscheinen wird das restliche noch benötigte Kapital fremdfinanziert.

Sobald die Behörden die entsprechende Zustimmungen geben, wird Kovats auch in Kürze ins Bankgeschäft einsteigen. Während der Unaxis-Deal über die Victory Holding, an der Kovats mit seinem Partner Ronny Pecik je zur Hälfte beteiligt ist, abgewickelt wurde, wird Kovats alleine rund 23% an der Wiener M&A Privatbank übernehmen (Pecik hält bereits 7%), sodass die beiden zusammen dann 30% an der Bank halten werden. "Wir wollen einfach an den guten Bankgeschäften mitverdienen".

Während an der Wiener Gerüchtebörse schon seit einigen Wochen gemunkelt wird, dass die Kovats-Gruppe bei RHI oder vielleicht Böhler oder gar bei Andritz einsteigen wird, ist der Industrielle längst wieder in der Schweiz auf Einkaufstour. Wenn der Mehrheitsaktionär bei Unaxis, die Familie Bührle (sie hält 22 %), Anteile abgeben will, "sind wir daran interessiert", meint Kovats und kündigt im gleichen Atemzug an, mit zwei weiteren Schweizer Firmen in Verhandlung zu sein.

Namen nennt er nicht, doch sie würden aus dem Maschinen- und Anlagebaubereich kommen - "eine Firma hat ungefähr die Größe von Unaxis, die zweite Firma ist kleiner".

Woher das Geld kommt

Geld für all diese Aktionen aufzubringen, könnte in naher Zukunft sogar noch leichter werden, denn Kovats plant einen Börsegang. Sein Firmenimperium ist in der A-TEC Industries AG (Kovats 51%, den Rest halten seine Partner Pecik und Schmidt) vereint und bringt es bereits mit fast 5.000 Beschäftigten auf rund 1 Mrd. Umsatz.

Mittels Kapitalerhöhung sollen Aktien im Ausmaß von insgesamt 30% an die Börse gebracht werden. "Das soll fresh money sein, insgesamt geht es um eine Größenordnung von 600 bis 700 Mio. Euro". Der Zeitpunkt für den Börsegang könnte, weil derzeit das Klima gut ist, noch im heurigen Jahr, spätestens jedoch 2006 sein.

Wie Kovats führt

Was war bisher das Erfolgsrezept, des nach Eigendefinition provokanten und provozierenden Industriellen? Dass er von fünf Uhr früh bis Mitternacht arbeitet, kann es nicht allein sein. Kovats Führungsprinzipien: Er legt Wert auf ein aussagekräftiges Controlling, "bei mir müssen Budgets mit punktgenauer Landung erstellt werden". Alle Ansätze müssen nachhaltig und kalkulierbar sein, nur die Zahlen zählen.

Seine Mitarbeiter können zwar mit ihm diskutieren, "endlose Diskussionen verlasse ich aber, und es muss nicht alles ausgiebig diskutiert werden". Entgegen der so oft weit verbreiteten Meinung, dass tüchtige Manager über Netzwerke verfügen müssen, sagt Kovats: "Ich brauche keine Netzwerke!"

Und er vertritt öffentlich provokante Meinungen, wie etwa, dass eine Lohnerhöhung von 2,5% eben auch heißt, dass es dann 2,5% weniger Köpfe in den Unternehmen gebe. Würde er sich auch, wie der ehemalige ÖIAG-Chef Sekyra, vor die Belegschaft stellen und verkünden: "Wir sind pleite"? Nein, das halte er nicht für sinnvoll, "man muss den Leuten Perspektiven geben, aber man soll auch nichts verheimlichen".

Auch die Auslagerung von Betrieben und Betriebsteilen in Oststaaten oder Entwicklungsländer findet bei Kovats durchaus Anklang. "Wir haben bei unserer Energie- und Umweltsparte 300 Leute in Österreich und 300 in Kroatien, das ergibt eben eine Mischkalkulation". Nur dadurch könnten überhaupt die Arbeitsplätze in Österreich erhalten werden.

Wie das Imperium wuchs

Wie kam der oft mit dem Nimbus des Geheimnisvollen umgebene Industrielle überhaupt zu seinem Firmenkonglomerat, das sich in vier Firmenbereiche (ATB Antriebstechnik, Austrian Energy & Environment, Montanwerke Brixlegg, Emco) gliedert?

Nachdem er sich über zwei Jahrzehnte mit Import-Exportgeschäften im Osten beschäftigte, landete Kovats 1997 seinen ersten Coup, er kaufte 50% der schwer ins Trudeln geratene Salzburger Maschinenfabrik Emco Maier. "Ich wollte etwas auf die Beine stellen, habe alles, was ich hatte, verpfändet, um einen Bankkredit aufzunehmen - damals habe ich schlecht geschlafen".

Von da an ging es Schlag auf Schlag. Bis Ende 2004 wurden weltweit 14 sehr oft in Schwierigkeiten befindliche Firmen erworben. "Es gibt immer neue Firmen, die mir angeboten werden", wobei es nicht nur auf den Kaufpreis, sondern auch auf die Finanzpartner ankomme.

Wirklich bekannt wurde Kovats aber durch die Übernahme eines Aktienpaketes von 19% an der VA Tech im Mai 2003 zu einem Kurs von 24 Euro. Nach einigen Zu- und Verkäufen hatte Kovats schließlich im Herbst des Vorjahres noch knapp 17% und plante, gemeinsam mit Siemens die VA Tech mehrheitlich zu übernehmen. Der Versuch misslang, einige Wochen später verkaufte Kovats seine Aktien an Siemens und machte einen schönen Gewinn.

Der Konzernherr, der nichts von Sozialromantik hält, gilt als Mann der Old Economy. "Von Dienstleistungen und Jodeln können wir nicht leben, sondern von Produktion". Dies scheint ihm beim Umkrempeln von Pleitefirmen in gewinnmachende Unternehmen bisher recht gut gelungen zu sein.