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Nicht mehr am Gängelband der Bank

Von Karl Leban

Wirtschaft
Immofinanz und Immoeast managen sich künftig selbst. Foto: IF

Das Herauslösen der Management-Verträge kostet 365 Millionen. | Petrikovics bleibt Chef der Immos, tritt aber als Constantia-General ab. | Wien. Seit Montag ist es spruchreif: Die zum Turnauer-Clan gehörende Constantia Privatbank wird ohne ihre Immobilien-Sparte verkauft. Kurz vor dem Eigentümerwechsel, der in ein bis zwei Wochen paktiert sein soll, hat das noble Bankhaus angekündigt, dieses Geschäft zur Gänze abzustoßen.


Für die börsenotierten Immobilien-Riesen Immofinanz und Immoeast brechen damit neue Zeiten an. Denn beide Gesellschaften erwerben nicht nur die Management-Verträge, über die sie bisher von der Bank gegen Gebühren gesteuert wurden, sondern auch deren übrige Aktivitäten als Immobilien-Dienstleister. Unterm Strich fließen dabei 440 Millionen Euro, davon das Gros mit 365 Millionen für das Ablösen der Management-Verträge.

In Zukunft agieren die Immofinanz und ihre Osteuropa-Tochter Immoeast eigenständig - sie werden sich selbst führen. Der weitreichende Einfluss der Bank, der jahrzehntelang ohne Kapitalbeteiligung ausgeübt werden konnte, ist ein für allemal Geschichte. Personell werden die Vorstände von Immofinanz und Immoeast einerseits und der Constantia Privatbank andererseits vollständig getrennt.

Entflechtung in großem Stil

Karl Petrikovics bleibt Generaldirektor sowohl von Immofinanz als auch von Immoeast, ist mit gestrigem Tag aber von der Vorstandsspitze der Bank zurückgetreten. Anders sein Kollege Norbert Gertner: Er bleibt der Führungsetage der Constantia Privatbank erhalten, ist dafür jedoch aus dem Vorstand der beiden Immobilien-Firmen ausgeschieden. Die Strukturen der nachgeordneten Management-Ebenen werden in gleicher Weise entflochten.

Um ihr Immo-Business abspalten und dann verkaufen zu können, hat die Bank eine eigene Gesellschaft namens "I&I Real Estate Asset Management AG" gegründet. Die Immoeast wird sich an dieser Gesellschaft zu 60 Prozent beteiligen, die Immofinanz zu 40 Prozent. Über den Deal wird demnächst in gesonderten Hauptversammlungen abgestimmt werden - am 23. Juli (Immofinanz) und am 25. Juli (Immoeast). Mit Widerstand der Aktionäre ist nicht zu rechnen, weil die nun ausgehandelte Abgeltung der Management-Verträge mit insgesamt 365 Millionen Euro wesentlich billiger kommt als von Experten erwartet. Zuvor waren in Medien Fantasie-Preise von bis zu 900 Millionen Euro kolportiert worden.

Dass die neue Konstellation befürwortet wird, ließ sich am Montag auch an den Börsenkursen ablesen: Die Immofinanz machte einen mächtigen Kurssprung von mehr als sechs Prozent, die Immoeast legte gut zwei Prozent zu.

Für Fries "sinnvolle Lösung"

Auch der Badener Wirtschaftsanwalt Rudolf Fries, der über seine Familie seit wenigen Monaten mit 8,6 Prozent größter Immofinanz-Aktionär ist, zeigte sich zufrieden. "Ich habe immer gesagt, dass es sinnvoll und vernünftig wäre, die Management-Verträge zu internalisieren - also aus der Bank herauszulösen und nicht an Dritte zu verkaufen", sagte er der "Wiener Zeitung".

Der Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger, der stets vor einer sündteuren Ablöse zu Lasten der Aktionäre gewarnt und deswegen auch schon Juristen in Stellung gebracht hatte, hat seine Angriffslust unterdessen de facto auf Null heruntergefahren. Mit der nun genannten Ablösesumme "kann ich leben", zitiert ihn die APA. "Ich bin froh, dass es nicht so teuer ist wie befürchtet." Im Übrigen mache die Trennung von Bank und Immobilien die Führungsstruktur "sauberer", so Rasinger.

Von ihrer neuen Konstruktion (siehe Grafik) verspricht sich die Immofinanz-Gruppe nicht nur attraktive strategische Möglichkeiten, sondern auch große unmittelbar wirksam werdende Einsparungs- und Gewinnpotenziale. "So wird das Ebitda, das Betriebsergebnis vor Abschreibungen, im ersten vollen Geschäftsjahr nach Übernahme der Constantia-Immobilien-Sparte um 80 bis 100 Millionen Euro höher ausfallen", hieß es in einer Presseaussendung.