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Nicht-Meldungen aus Promi-Land

Von Werner Grotte

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Gesellschaftsberichterstatter sind ein eigener Menschenschlag: Sie müssen täglich über Dinge berichten, die eigentlich völlig ohne Relevanz sind und vielfach nur die Eitelkeit der Beschriebenen oder des Autors bedienen. Dazu muss man berufen sein.


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Wie das im Detail funktioniert, zeigt die derzeit auf 3sat wiederholte Serie "Kir Royal" aus 1986. Klatsch-Reporter "Baby" Schimmerlos lässt keine Gelegenheit aus, Peinlichkeiten oder Intimitäten seiner Promi-Opfer zu veröffentlichen - dennoch fehlt er auf keiner Bussi-Bussi-Veranstaltung. Als sich etwa ein sonst freizügiges Film-Sternchen plötzlich weigert, bei einem Dreh die Hüllen fallen zu lassen, vermutet "Baby", sie sei schwanger und der teure Film damit geplatzt. Er stiftet einen Regieassistenten an, ihm eine Harnprobe der Dame zu besorgen - doch der damals noch aufwendige Schwangerschaftstest ist bei Redaktionsschluss noch nicht fertig. Die "Sensation" erscheint trotzdem - und bringt allen Betroffenen nur Ärger.

Harmloser, aber genauso substanzlos geisterte Donnerstag Früh eine Nicht-Meldung über die angeblich nächste Traumhochzeit (nach Schwedens Viktoria) durch die Morgenjournale: Prinz Albert von Monaco habe beschlossen, endlich seine südafrikanische Geliebte zu heiraten. Ganz nebenbei hieß es, dass der 52-jährige Junggeselle bereits 128 Geliebte gehabt haben soll. Dennoch hielten sich Gerüchte, er sei schwul - und er selbst sagt, er sei ganz anders, als die Leute das glauben. Und: Ein Hochzeitstermin sei noch "top-secret". Auf gut Deutsch: Überhaupt nix ist fix. Dabei hätte uns brennend interessiert, wer Alberts 128 Geliebte wie gezählt hat - mit Stricherl-Liste vielleicht? Aber für solche Antworten bedürfte es echter Journalisten - und die werden selten Klatschreporter.