Man kann Ö1 gar nicht dankbar genug sein. Wofür? Für seine bloße Existenz. Der Sender ist der Fels in der Brandung von Spaßzwang und Intelligenzverneinung, zu dem sich die Radiolandschaft zu großen Teilen selbst verpflichtet zu haben scheint. Und das wohl freiwillig, denn mit kommerziellen Interessen kann man hier schlecht argumentieren: Auch Werbekunden kann es nicht völlig egal sein, wer ihre teuer erkaufte Werbung hört. Masse ist nicht alles.
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Doch auch Ö1 muss aufpassen, dass es nicht zur Ikone wird. Auch Ö1 braucht Veränderung, um nicht im Stillstand unterzugehen. Auch wenn das Wort Veränderung für Ö1-Hörer ein Reizwort zu sein scheint. Man erinnere sich nur an die Versuche, das wöchentliche Wirtschaftsmagazin durch ein auf diesem Platz wesentlich besser passendes Filmmagazin zu ersetzen - es blieb nach einer Intervention der höchsten Gremien des ORF beim Versuch. Auch die Einführung des Satiremagazins "Welt Ahoi" anstelle des in Ehren ergrauten "Guglhupf" fassten viele Hörer als persönliche Provokation auf.
Warum ist es so schwer, auf Ö1 etwas zu verändern? "Die Hörer glauben, sie besitzen den Sender", sagte die neue Chefin im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" (Seite 15) . Was natürlich gut sei, nichts ist besser als Identifikation mit dem Produkt. Aber es macht die Sache nicht leichter. Hier ist Mut gefragt. Denn Stillstand ist im Radio der Vorbote der Bedeutungslosigkeit.