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Nicht nur ein Sammelobjekt

Von Leon Bruneau und Daniel Jahn

Politik

Washington - Der Euro ist auch in Amerika angekommen. Zwar gibt es keinen Ansturm auf die Wechselschalter, doch die neue Europawährung stößt in den USA auf durchaus lebhaftes Interesse. Es sind vor allem Urlauber und Geschäftsreisende, die sich mit dem Euro eindecken - und auch der eine oder andere Sammler von Scheinen und Münzen. Andere kommen in die Wechselstuben, um noch rasch ihre alten "Deutschmarks" oder Franc loszuwerden, bevor sie nur noch einen nostalgischen Wert als Reiseandenken haben.


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Bill Connolly schaut zufrieden, als er eine Wechselstube in der Innenstadt der Haupstadt Washington mit neuen Euro-Münzen verlässt. "Das wird super", freut sich der Regierungsbeschäftigte auf seine nächste Europareise. Das lästige Geldumtauschen an jeder Grenze falle nun weg. Jährlich reisen immerhin rund 15 Millionen US-Bürger nach Europa. Die meisten, die eine Reise auf den alten Kontinent planen, sind über die neue Währung informiert. "Das ist nichts, das überraschend für sie kommt", sagt die Mitarbeiterin eines Reisebüros in Washington. US-Medien haben teilweise recht ausführlich über die Umstellung auf den Euro berichtet.

Doch auch in den USA läuft die Einführung der neuen Währung nicht ganz ohne Probleme. Zwar meldet etwa die Citibank in New York, genügend Euros zu haben. Dagegen werden jedoch bei Travelex, das Hunderte von Wechselstuben in den Vereinigten Staaten betreibt, Schwierigkeiten eingeräumt. Die Versorgungslage sei "knapp", so dass noch nicht alle Büros pünktlich zum Jahresbeginn die Euroscheine gehabt hätten, sagt David Montgomery aus der Führungsetage von Travelex. Bis Ende der Woche sollten jedoch alle Büros versorgt sein.

Viele Kunden kommen laut Montgomery in diesen Tagen auch an die Wechselschalter, um noch rasch ihr altes europäisches Geld gegen Dollar einzutauschen. "Schaut in Eure Schubladen," empfahl zu Jahresbeginn etwa die Zeitung "Dallas Morning News" aus Texas. "Die Münzen und zerknitterten Scheine, die von früheren Reisen stammen, sind jetzt Souvenirs der Vergangenheit."

Der Euro ist in den USA auch ein Sammelobjekt. So lässt sich über ein Institut in New Jersey für etwa 50 Dollar (55,3 Euro/761 S) ein Euro-Set der belgischen Zentralbank bestellen, bestehend aus je einer Münze aus den zwölf Euro-Ländern, zwei Medaillen und einer CD-Rom mit Ansichten und Musik aus Europa. David Stanley, ein begeisterter Münzsammler, ist allerdings ein bisschen traurig, als er die Wechselstube in Washington betritt. Ihm fällt der Abschied von Franc oder Mark nicht leicht. Manche der alten europäischen Münzen seien "so schön", sagt er. Dennoch will er ein paar Euroscheine kaufen - auch die hätten einen durchaus attraktiven "Look".