Kleinere Medien offen brüskiert. | "Pool"-System mit US-Bevorzugung. | Wien. Rund 800 Journalisten aus aller Welt waren offiziell zum EU-USA-Gipfel zugelassen - 150 davon aus den USA. Für die Berichterstatter wurde in der Hofburg ein großzügiges Pressezentrum mit Telefon-, Computer- und Internetanschlüssen, eigenen Radio- und TV-Studios, Café und Restaurant eingerichtet.
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Doch hinter den Kulissen gab es so manchen Stolperstein: Etwa die für österreichische Verhältnisse neue Unterteilung der Einzelveranstaltungen am 20. und 21. Juni in "Pools", die zusätzlich zur ohnehin mühsamen Akkreditierung gebucht werden mussten.
So beklagte die Vertreterin einer Internet-Redaktion, dass ihr die Pool-Teilnahme wegen "Unwichtigkeit ihres Mediums" versagt wurde. Auch Vertreter etablierterer Medien konnten trotz Akkreditierung nicht sicher mit der Teilnahme an den vier "Pools" rechnen: Die Plätze waren limitiert, US-Gäste wurden bevorzugt.
"Bisher war es in Österreich so , dass man als Journalist kurzfristig entscheiden konnte, worüber man wie berichtet - mit der Einführung dieser Pool-Methoden ist wieder ein wichtiges Stück Pressefreiheit verschwunden", ärgert sich ein deutscher Wissenschaftsredakteur auch über das langwierige Akkreditierungs-Procedere mit Anmeldeschluss bereits am 14. Juni.
Ärger mit US-Agenten
Andere deutsche Kollegen kritisieren, dass sie beim Hochschul-Gipfel mit US-Außenministerin Condoleezza Rice Mittwoch Vormittag von US-Sicherheitsleuten gemaßregelt wurden, weil ihre Taschen zehn Zentimeter unter dem Absperrband herausgestanden seien. "Seit wann haben die hier in Österreich Amtsgewalt?", fragen die Deutschen.
Der Brüssel-Korrespondent der ungarischen Tageszeitung "Magyar Nemzet" klagt: "Man hatte uns seitens des Pressezentrums einen Termin und eine Betreuung fix zugesagt und dann ist einfach niemand zur vereinbarten Zeit erschienen". Der Witz der Woche unter Auslandsjournalisten: Die Geschäftssperren in den "Bush-Zonen". "So was gibts sonst nirgends", lautet der Tenor.