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Mit "Rudi, dem Radiohund" (Ö1, Montag bis Freitag 17.25 Uhr) kann ich nicht immer etwas anfangen. Da merkt man erst, wie schwierig es für Erwachsene ist, kindgerecht zu denken und zu schreiben.
Dienstag allerdings, in der 600. Folge, lieferte die Autorin der Sendung, Christine Nöstlinger, in einfühlsamer Art eine Frage, die sich nicht nur junge Menschen stellen: Wie wirke ich auf das andere Geschlecht? Der arme Radiohund hat eben Streit mit seiner Freundin Trixi Terrier gehabt. Und da er an sich einige optische Mängel - echte oder eingebildete, das weiß man selbst ja nie so genau - bemerkt zu haben glaubt, wie einen schlappen Bauch oder einen Vorbiss, so will er nun wissen: Muss ich froh sein, dass ich überhaupt eine Freundin habe, oder sehe ich so gut aus, dass am Ende sie froh sein muss, dass ich mit ihr zusammen bin?
Natürlich versuchen Rudis Freunde, ihn davon zu überzeugen, dass er ein supertoller Typ ist und jedes Hundemädchen dies auch so sieht; und wenn seine derzeitige Freundin hier anderer Meinung sei, solle er "die blöde Blunzen" sausen lassen - Nöstlinger in wienerischer Reinkultur. Rudi verfüge doch über reiche Auswahl, denn: "Andere Mütter haben auch schöne Töchter." Und andererseits: Was sei denn so schlimm daran, einige Zeit allein zu bleiben?
Das war schon mehr als eine Kinder- und Jugendsendung. Das war Liebes- und Lebensberatung für alle Altersschichten in genau fünf Minuten.