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So rebellisch war die "rote Rebellin", als die sie der ORF-Journalist Christoph Varga am Beginn der TV-"Pressestunde" am Sonntag vorstellte, bei näherem Hinsehen dann doch auch wieder nicht. Was die Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller jedoch im Gegensatz zu den meisten Spitzenpolitikern bei ihrem Auftritt war: eloquent, in den Fakten beschlagen und sympathisch. Und sie argumentierte vor allem geschickt. Während sie die Parteilinie in einigen Punkten vertrat, versuchte sie, ihre Haltung in anderen wichtigen Fragen in Schwebe zu halten - und dennoch den Eindruck starker Aussagen zu erwecken. Bei der Wehrpflicht konterte sie den Vorwurf, sie habe "bisher herumgeeiert", nach ihrem vorherigen Eintreten fürs Berufsheer und nachfolgender Neigung für die Wehrpflicht nun mit dem Vorschlag eines probeweisen Aussetzens der Wehrpflicht - betonte aber gleich: "Ich wage auch weiterhin, keine abgeschlossene Position zu haben." In der Inseratenaffäre des Bundeskanzlers reduzierte sie die entscheidenden Fragen vorsichtig, aber immerhin, auf sich persönlich: keine Beurteilung des Kanzlerverhaltens, aber "so wie ich mich kenne, wäre ich hingegangen" in den U-Ausschuss; auch wolle sie keine Richterin spielen, ob der Kanzler im Falle einer Anklage zurücktreten solle, sie persönlich würde zurücktreten, "aber da ist ja immer der Maßstab, den man selber an sich legt". In einem Punkt war sie klar: Sie werde keinesfalls in die Bundespolitik gehen - wohl auch, um sich ihre günstige Argumentationsplattform zu erhalten?