)
Betriebsrat von Siemens Österreich fordert Rücksicht von deutscher Mutter. | Teilkonzern in Wien will beruhigen. | Wien. Siemens Österreich drohen wohl weiter reichende Einschnitte als bisher bekannt. Bereits seit Tagen brodelt die Gerüchteküche, wie viele Mitarbeiter in Österreich von den hohen Einsparungszielen und der ausschließlichen Fokussierung auf Energie, Medizin und Industrie betroffen sein werden, die die Konzernmutter Siemens in Deutschland beschlossen hat.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Alle Bereiche außerhalb dieser drei Kerngeschäftsfelder läuft bei Siemens nun unter dem Namen Non-Group-Activities. Mehr als 3500 Arbeitsplätze könnten in Österreich wegfallen, Beobachter rechnen damit, dass bis zur Aufsichtsratssitzung von Siemens Österreich Ende März die Turbulenzen zunehmen werden. Siemens-Österreich-Chefin Brigitte Ederer stehen demnach unangenehme Verhandlungen mit den heimischen Belegschaftsvertretern und dem deutschen Management ins Haus.
Eigenständig bleiben?
Nicht nur die drei Bereiche Gebäudeverwaltung, Elektronikfertigung und Telekommunikation seien beim Teilkonzern Siemens Österreich in Gefahr, sondern auch die Shared Services, also die Siemens-Verwaltung, betont der Chef des österreichischen Zentralbetriebsrats, Fritz Hagl, gegenüber der "Wiener Zeitung". Wenn man Tochterunternehmen verkaufe, dann brauche man auch in anderen Bereichen weniger Personal. Denn die Teilbereiche von Siemens Österreich seien miteinander verzahnt.
In Richtung des deutschen Managements sagt Hagl: "Wir wollen keinen Standardschnitt mit dem Rasenmäher." Die Deutschen sollten stärker auf die Besonderheiten von Siemens Österreich Rücksicht nehmen. Wenn man Teilbereiche voreilig aufgebe, gefährde das die Eigenständigkeit des österreichischen Teilkonzerns innerhalb der gesamten Siemens-Gruppe.
"Man soll uns nicht unserer Chancen berauben, der fleißigen Mitarbeiter und der Kundenkontakte." Gute Kontakte zum Kunden in einem Geschäftsfeld etwa in der Gebäudetechnik führten oft zu Aufträgen in anderen Bereichen. "Ich warne vor der Kurzsichtigkeit, nur auf den Maximalgewinn zu gehen", sagt der Betriebsrat.
Der Konzernsprecher von Siemens Österreich, Harald Stockbauer, sieht die Sache freilich anders. "Es geht nicht um Ertragsschwäche." Alle Bereiche seien positiv, es handle sich um eine reine Portfolio-Entscheidung. Entweder werde man die Bereiche in die neue dreiteilige Konzernstruktur mit Energie, Industrie und Medizin einbetten oder alternative Lösungen finden. Die Optionen reichten von Partnerschaften und Joint Ventures bis zu Ausgliederungen und Verkäufen von Teilbreichen. Bei den kolportierten 3500 bedrohten Arbeitsplätzen handle es sich jedenfalls um eine "übertriebene Maximalvariante", die nur dann eintrete, wenn alles ausgegliedert werde, so der Konzernsprecher.
Indessen haben sich die beiden zuständigen Gewerkschafter, Metaller-Chef Erich Foglar und GPA-Chef Wolfgang Katzian in einer ersten Wortmeldung demonstrativ hinter den Betriebsrat von Siemens Österreich gestellt.