Zum Hauptinhalt springen

"Nicht wir waren undichte Stelle"

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Bawag-Aufsichtsräte weisen Vorwurf der | Indiskretion zurück. | Wien. Mit AK-Chef Herbert Tumpel und Metaller-Gewerkschaftschef Erich Foglar standen am Mittwoch zwei langjährige Aufsichtsräte im Zeugenstand des Bawag-Prozesses. Ihre Aussagen dürften den Anwälten von Helmut Elsner und Co. einiges zu nagen geben.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Bisher verteidigten die angeklagten Ex-Bawag-Vorstände die Tatsache, dass der Aufsichtsrat (AR) nicht über die Karibik-Verluste (insgesamt rund 1,4 Milliarden Euro) informiert wurde, mit dessen Indiskretion. Man habe einen Skandal wie nach den ersten Geschäften mit Wolfgang Flöttl 1994 und einen Run auf die Bank befürchtet. Diese Argumentation geriet am 33. Prozesstag ordentlich ins Trudeln.

Sowohl der frühere AR-Chef Tumpel als auch Foglar wiesen den Vorwurf der Indiskretion zurück. Dieser beruht vor allem auf der Aussage des früheren AR-Mitglieds Albert Hochleitner, wonach der Bawag-AR "legendär" undicht gewesen sei. Zwar seien Dinge nach außen gedrungen, so Foglar, "wir konnten die undichte Stelle aber nicht lokalisieren". Die Tatsache, dass manche Informationen öffentlich wurden, bevor sie überhaupt in den AR kamen, lässt ihn vermuten, dass die Indiskretion in der Bank selbst zu suchen sei. "Der Aufsichtsrat war nicht das Gremium, von wo bankrelevante Informationen an die Öffentlichkeit gelangt sind", schloss Tumpel.

Auch die Gefahr eines Run wiesen beide Zeugen zurück. Den habe es schließlich auch 1994 nicht gegeben.

Einig waren sich Tumpel und Foglar darin, dass die Geschäfte mit Flöttl bis 1998 nicht dem entsprachen, was im AR beschlossen wurde. Darüber, dass diese mit einem Verlust von 639 Millionen Dollar endeten und über die weiteren Deals wurde der AR gar nicht erst informiert.

Für Foglar war genau diese Geheimhaltung der "Kardinalfehler", der weitere Verluste erst ermöglichte. Diesbezüglich hat er auch kein Verständnis für Ex-ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch. Dieser habe die Verluste ohne weitere Fragen zur Kenntnis genommen und aus Furcht vor einer Übernahme der Bawag durch den damaligen Miteigentümer BayernLB verschwiegen.