Die Finanzkrise lässt Anleger genauer hinter die Fassade von Investmentprodukten schauen. Nachhaltige Investoren sehen genau darin ihre Chance.
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Pecunia non olet, sagten schon die alten Römer. Seit dem Finanzmarktkollaps sind einige Anleger davon nicht mehr überzeugt: Sie wollen sicherstellen, dass ihr Geld nicht stinkt.
"Nach der Krise denken immer mehr Leute nach, wo sie eigentlich veranlagen wollen. Sie wollen wissen, was mit dem Geld passiert", bestätigt Thomas Motsch, Aktienfondsmanager beim nachhaltigen Vermögensverwalter Vinis. Zu den Vermögensverwaltern, die solche genauen Prüfungen schon lange vor der jüngsten Krise vorgenommen haben, gehören Anbieter nachhaltiger Veranlagungen, die Umwelt- oder Sozialkriterien bei der Auswahl ihrer Investitionen berücksichtigen. Vinis, die mit der Erste Sparinvest kooperiert, begann vor vier Jahren einen Index zu erstellen, in dem österreichische Firmen zusammengefasst werden, die solchen Kriterien entsprechen.
Der sogenannte Vönix-Index hat seither um 13,20 Prozent besser abgeschnitten als der ATX-Prime, also das Top-Segment österreichischer börsenotierter Unternehmen. Lange Zeit wurden sogenannte "ethische" oder "grüne" Veranlagungen als Nischenprodukte für kirchliche Vereine gehandelt. Aber mit solchen Investitionen lassen sich auch Renditen erzielen, denn immer mehr Anleger wollen wissen, wie Firmen aufgestellt sind, wie die Besoldung im Unternehmen funktioniert, aber auch, unter welchen Bedingungen Gewinn gemacht wird. Gelitten hat der Vönix unter der Finanzkrise aber trotzdem - und das in einigen Phasen sogar stärker als der ATX.
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Motsch führt das darauf zurück, dass es vor allem kleinere Firmen, sogenannte SmallCaps, sind, die den Nachhaltigkeitskriterien entsprechen. Diese Unternehmen haben im Vönix mehr Gewicht, sind jedoch viel anfälliger, wenn Investoren Geld von der Börse abziehen. "Nachhaltiges Investieren ist aber langfristig ausgelegt und es wäre unfair, das Segment nur nach den letzten paar Monaten zu beurteilen", so Motsch.
Die Anleger geben ihm mit ihrer Treue Recht: Nachhaltige Fonds hatten im Gefolge der Krise weit weniger Mittelabflüsse zu verzeichnen als ihre konventionelle Konkurrenz.
Wie investiert wird, ist von Produkt zu Produkt verschieden. Einige Fonds schließen bestimmte Industriezweige (Waffen, Tabak, Atom) aus und achten auf die Einhaltung von Menschenrechten und Umweltauflagen. Andere wählen positive Kriterien wie die Unterstützung erneuerbarer Energien, wobei nicht alle Fondsmanager ihren Kriterien immer treu sind.
Die Gesellschaft für Umwelt und Technik (Ögut) versucht hier, Aufklärungsarbeit zu leisten. Anbieter nachhaltiger Fonds in Österreich, zu denen auch die Privatbank Schelhammer & Schattera oder die Bank Austria gehören, haben sich gemeinsam mit Umwelt- und Sozialexperten unter dem Dach der Ögut zu einer Plattform über ethische Veranlagung zusammengeschlossen.