Jemanden vor sich selbst zu schützen: Das kann eine löbliche Sache sein. Hausnummer: Nicht auf die heiße Herdplatte tapsen! Das hat so manchen Knirps vor viel Aua bewahrt.
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Anders sieht es freilich aus, will man Jean Ziegler vor sich selbst schützen. Schließlich ist der Mann stolze 76 Jahre alt - und hat seine Ansichten ohne die Argusaugen einer Mutti in so bedeutenden Institutionen wie der UNO vorgetragen. Darum befremdet es doch etwas, wenn nun das Büro von Landeshauptfrau Gabi Burgstaller die Ausladung des Querdenkers als Eröffnungsredner der Salzburger Festspiele wie eine Vorsichtsmaßnahme rechtfertigt (siehe rechts) . "Nichts gegen Ziegler, aber. . ." - Aber?
Zwar stimmt es: Mehr als einmal hat sich der Linksintellektuelle den Vorwurf anhören müssen, ein sträfliches Naheverhältnis zum libyschen Diktator zu unterhalten. Von diesem hat sich der Autor, den man vor allem als scharfen Kritiker des Neoliberalismus kennt, aber schon vor geraumer Zeit distanziert. Dass nun also rund um die Festival-Eröffnung 2011, wie in Salzburg befürchtet, allein über Zieglers Gaddafi-Konnex diskutiert worden wäre, ist (auch im Licht aktueller Kampfhandlungen) nur eine Spekulation. Freilich: Auszuschließen wäre es nicht gewesen, dass das Thema aufkommt. Nach Zieglers Rauswurf steht aber ein anderes Thema im Raum: Dass es den Festspielen, womöglich im Licht vergangener Skandale, an Courage fehlt. Auch kein Ruhmesblatt.
Siehe auch:Eröffnungsredner Jean Ziegler ausgeladen