Zum Hauptinhalt springen

Nichts zu berichten

Von Andreas Rauschal

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wo ist die Gesellschaft, wenn man sie einmal braucht? Diese Frage kam am Mittwoch nicht etwa von Opferschutzbeauftragten oder Silvio Berlusconi, nachdem er im Bordell zu früh angetanzt war. Aber sie mochte Dominic Heinzl durch den Kopf gegangen sein, als es in "Chili" wieder einmal nichts zu berichten gab. Das zur besten Sendezeit weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlich-Rechtlichkeit ausgestrahlte Society-Format musste also auf Conchita Wurst zurückgreifen, die, ganz gute Haut, Mitleid mit dem Reporter zeigte - wenn auch nicht mit dem Publikum: "Es tut mir leid, ich penetriere euch weiter", bekannte die Frau, die "exklusiv für ,Chili noch einmal ihren Finalsong" zum Besten gab. Dass dies nicht aus reinem Selbstzweck geschah, sondern weil die Wurst als Kandidatin für den Songcontest ins Spiel gebracht werden sollte, wer mochte Heinzl dieses weltexklusive Spekulationsangebot verdenken?

Immerhin gab es sonst nichts zu lachen. Bei der Eröffnung eines Nobelkaufhauses in Düsseldorf, an derer statt sich jeder mit einem Funken Restverstand versehene Erdenbürger lieber freiwillig nach Fukushima gebeamt hätte, bekam es Heinzl mit einem desinteressiert in die Kamera nölenden Boris Becker zu tun. Und neben einem zugekauften Beitrag aus Hollywood oblag es der Society-Instanz aus Hollabrunn schließlich nur mehr, über den Verein "Wirtschaft für Integration" zu berichten - und das gar nicht zynisch, ging es doch um einen Problemfall. Nein, nicht die Integration. Die Wirtschaft!