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Nichtssagende Börsen

Von Reinhard Göweil

Leitartikel

Die Wiener Börse hat 2009 um 42 Prozent zugelegt - und die Hälfte des Umsatzes verloren. Praktisch alle großen Börsen der Welt konnten 2009 zweistellig zulegen, bei deutlich geringeren Umsätzen. Das ist aus zweifacher Sicht bemerkenswert: 2009 war das Jahr der Krise, in den USA haben sieben Millionen Menschen, in Europa sechs Millionen ihren Job verloren. Ohne die Milliarden aus den Konjunktur-Programmen der Staaten wäre alles noch schlimmer geworden.


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Viele Banken hielten sich 2009 mit ebenfalls staatlichem Geld über Wasser, die Zentralbanken stellten jene Devisen zur Verfügung, ohne die es nicht möglich gewesen wäre, die Tagesgeschäfte am Laufen zu halten.

Die Aktienbörsen dagegen gehen mit eher dünnem Geschäft, aber gut gelaunt ins neue Jahr. Womit sich die Frage stellt: Wer hat was von hohen Aktienkursen?

Das sind vor allem jene Groß-Investoren, die auf massiven Aktienpaketen sitzen. Der deutlich verminderte Umsatz lässt den Schluss zu, dass sich die meisten Kleinanleger aus den Aktien verabschiedet haben und ohnehin nur die Händlerprofis der Banken und Investmenthäuser untereinander handeln.

In den vergangenen Jahren wurde gerne gesagt, dass der Börsekurs ein Indikator für die Wirtschaftsentwicklung ist. Für 2009 kann das wohl nicht gelten.

Und sollten die Profis erwarten, dass es 2010 deutlich aufwärts geht mit der "realen Wirtschaft", so ist dies in den jetzigen Kursen bereits eingepreist. Kleinanleger, die jetzt draufkommen, dass die Aktien wieder ein lohnendes Investment sein könnten, dürften zur Party wieder einmal zu spät kommen.

Die Aufwärtskurve der Aktienkurse ist aber Wasser auf die Mühlen derjenigen, die eine Transaktionssteuer fordern. Wenn die hohen Aktienkurse nur dazu da sind, um einige Groß-Investoren entspannt über den Jahresultimo zu bringen, dann hat der Aktienindex als wirtschaftlicher Indikator ausgedient. Dann ist die Forderung, dass mit einer Steuer auf solche Gewinne (oder auf die Bonuszahlungen für Händler) auch etwas gegen Arbeitslosigkeit unternommen wird, nur zu berechtigt.