Zum Hauptinhalt springen

Nichtwählen für Profis

Von Christina Böck

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Regelmäßig vor jeder Wahl poppt das Thema auf, und zuletzt immer wieder mit einem bekannten Gesicht aus Funk und Fernsehen. Der Deutsche Dirk Stermann, der sich normalerweise mit dem autochthonen Österreicher Christoph Grissemann im ORF über alles lustig macht, versteht bei einer Sache irgendwie keinen Spaß mehr. Er lebt seit Jahrzehnten in Österreich, darf hier aber - wie alle anderen, die nicht über die österreichische Staatsbürgerschaft verfügen - nicht wählen. Das hätte er gern geändert. Dafür kämpft die Aktion "Pass egal", deren Testimonial Stermann folgerichtig ist. Nun hat er die NGO SOS Mitmensch ein Foto von sich posten lassen. Darauf sind er und der amtierende Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu sehen, im Text wird die Frage gestellt: "Warum nicht einmal einen Deutschen wählen lassen?"

Das dürfte sich freilich so mancher Deutsche in Österreich dieser Tage denken. Denn auf dem Sozialen Medium Facebook wird seit kurzem als erste Info-Meldung immer auf die am Sonntag stattfindende Bundespräsidentenwahl hingewiesen. Ohne Unterschied, ob der User die österreichische Staatsbürgerschaft hat oder nicht. Erstaunlich, wenn man bedenkt, welche Informationen Facebook so über einen sammelt, zum Beispiel die Geburtsstadt. Ausgerechnet da scheint Big Brother zu versagen. Da kann man sich als gezwungener Nicht-Wähler schon ein bisschen papierlt vorkommen - freilich nur, wenn man das Wort "papierln" im Zuge der Integration schon gelernt hat.