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Nicolas Sarkozy hat als Hardliner Karriere gemacht. Während seiner Zeit als Innenminister und vor allem im Präsidentschaftswahlkampf versprach Sarkozy den verunsicherten Franzosen, die Gewalt jugendlicher Randalierer eindämmen zu wollen. Vom "Mob" und "Säuberungen mit dem Kärcher" war die Rede. Recht und Ordnung sollten mit Sarkozy und dem harten Durchgreifen von Polizei und Justiz wieder hergestellt werden.
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Durch die neuerlichen Unruhen fühlen sich Kritiker bestätigt, die seinerzeit Sarkozy vorwarfen, mit seiner lediglich auf Sicherheitskräfte gestützten Politik nur die Symptome, nicht aber die Wurzel des Problems zu bekämpfen. Vielmehr müsse die "rupture social" gekittet werden, der soziale Bruch des Landes - ein Ausdruck, der seit Jahrzehnten einen festen Platz in Frankreichs politischen Diskussionen hat. Doch dafür wusste Sarkozy ebenfalls eine Patentlösung: Mehr Wohlstand durch eine Arbeitsmarktreform. Doch auch hier wurde das Staatsoberhaupt vorerst einmal gebremst, denn Millionen Franzosen schlossen sich in den letzten Wochen diversen Streiks an: Gegen den Abbau öffentlicher Stellen, gegen die Beschneidung von Pensionsprivilegien.
Ob und wie Sarkozy dieser Lage Herr wird, könnte auch seine politische Zukunft entscheiden. Schließlich würde ein Scheitern bei seinen größten Anliegen einen irreparablen Gesichtsverlust bedeuten. Ganz ohne Kurskorrektur wird es zumindest in Sachen Vorstadt-Politik wohl nicht gehen: Schließlich hat die bisherige in zwei Jahren keinen Erfolg gebracht. Ein gewisser Wandel zeigt sich bereits bei Sarkozy selbst, der statt populistische Parolen zu schwingen, zu Ruhe und Besonnenheit aufruft, auch wenn die Polizei seinen Worten wohl Nachdruck verleihen wird.