Zum Hauptinhalt springen

Niederländische Skepsis ist verständlich

Von Georg Friesenbichler

Politik

Kaum sind die ehrgeizigen Versprechungen bei der Afghanistan-Konferenz in London verklungen, ringt sich das niederländische Parlament mit Mühe und Not zu einem Hilfseinsatz im Staat durch, den einst die Taliban beherrschten. Die Warnungen vor einer Schwächung der NATO wogen schwerer als vor einer Regierungskrise, die knapp verhindert wurde.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wie berechtigt die Sorgen der Niederländer um die Sicherheit ihrer Soldaten sind, kann man täglichen Meldungen entnehmen: Am Freitag attackierten in Südafghanistan Aufständische einen Polizeikonvoi, es gab dutzende Tote. Tags zuvor hatte ein Selbstmordattentäter, als Frau verkleidet, fünf Menschen in den Tod gerissen. Der Wiederaufbau, bei dem die holländischen Soldaten helfen sollen, wird von den wieder erstarkenden Taliban schwer behindert.

Aber auch Korruption, die große Teile der Finanzhilfe versickern lässt, und die Herrschaft der Warlords, von denen einige nun mit in der Regierung sitzen, bremsen den erhofften Aufschwung. Diese Kriegsherren wiederum finanzieren ihre Macht und ihre Milizen, die schon bis 2007 aufgelöst werden sollen, durch Drogengeschäfte. Der Anbau von Opium macht ein Drittel der afghanischen Wirtschaftsleistung aus.

Auch wenn allgemein gelobt wird, dass der Westen das Land am Hindukusch nicht im Stich lässt, sehen Kommentatoren die Prognosen der London-Konferenz als zu optimistisch an. Angesichts all dieser Umstände erstaunt die Skepsis der Niederländer nicht.