Geistesblitz kam in der Waschstraße. | Lack schützt auch vor der Karies. | Nanotechnologie in aller Munde. | Wien/Witten. Forscher der Fakultät für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der deutschen Universität Witten/Herdecke haben einen wissenschaftlichen Durchbruch erzielt. Sie entwickelten einen Zahnlack, der das Zähneputzen überflüssig macht und zudem noch vor Karies schützt. Der Lack basiert auf der Nanotechnologie, bei der die einzelnen Komponenten in mikroskopisch kleinen Partikeln in einer Grundmatrix gelöst werden. Die Nanopartikel des neuartigen Lacks enthalten vor allem Fluoride, die eine Entstehung von Karies verhindern.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Der Lack wird etwa alle sechs Monate auf die Zähne aufgebracht. Die Nanopartikel darin zerplatzen beim Kauen und setzen die Fluoride frei, die die Kariesentstehung verhindern. Außerdem hat der Lack durch die Nanotechnologie eine Oberfläche, die verhindert, dass sich der für die Zähne schädliche Zahnbelag bildet und die damit das lästige Zähneputzen überflüssig macht. Der Zahnlack kann auch mit Menthol geliefert werden, was für einen immer frischen Atem sorgt.
Die Idee zur Entwicklung eines solchen Zahn schützenden Lacks kam dem Projektleiter beim Autowaschen. In modernen Waschstraßen wird ein Schmutz abweisender, auf Nanotechnik basierender Film auf den Autolack aufgetragen.
In mehrjährigen klinischen Tests hat die Neuentwicklung bereits ihre Probe bestanden und wurde nun international zum Patent angemeldet. Die Pharmaindustrie hat bereits großes Interesse an der Vermarktung des Produkts bekundet. Die Erzeuger von Mundhygieneartikeln wie Zahnpasten und -bürsten dürften hingegen alles andere als erfreut sein.
Vortragsreihe: Was ist Nanotechnologie?
Die Nanotechnologie umfasst eine vielfältige Reihe von Techniken und Anwendungsgebieten. Ihre Möglichkeiten scheinen nahezu unbegrenzt, egal ob bei der Entwicklung neuer Baumaterialien, in der Computertechnik, der Optik, Elektronik, Kosmetik, in der Medizin und im Umweltschutz. Doch wie jede neue Technologie birgt auch sie Risiken. Aus diesem Grund veranstaltet das Forum Wissenschaft & Umwelt gemeinsam mit dem Institut für Risikoforschung der Universität Wien eine Vortragsreihe mit internationalen Fachleuten auf dem jeweiligen Gebiet.
Am kommenden Montag, dem 10. April 2006, geht es unter dem Titel "Nano und Gesundheit" um die Nanotechnologie in der Medizin, die Entwicklungen für Therapien und Diagnose sowie mögliche Gesundheitseffekte. Denn ohne Zweifel wird diese Technologie die Medizin sowohl in der Diagnose als auch in der Therapie in den nächsten Jahren deutlich verändern. Vortragende sind Dr. Walter Baumgartner, Basics AG Zürich, und Dr. Frank Sinner vom Institut für Medizinische Systemtechnik und Gesundheitsmanagement des Joanneum Research Graz.
Tatsächlich zeichnen sich neben glänzenden zukünftigen Erfolgen auch neue Konfliktpotenziale bezüglich der Gefahren von Nanotoxizität und der potenziellen Verschmutzung der Umwelt durch Nanopartikel ab, die - wie der Feinstaub - auch negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben könnten.
Die Veranstalter der Vortragsreihe wollen nun nach Möglichkeiten suchen, "diese Entwicklung vielleicht so zu steuern, dass allfällige negative Auswirkungen bestmöglich abgefangen werden können". Veranstaltungsort ist der Hörsaal I des Biozentrums der Universität Wien in der Althanstraße 14, 1090 Wien, der Vortrag am Montag dauert von 19 bis 21 Uhr.