Das Geld für den Umweltschutz liegt auf der Straße. Aber jede Investition gehört heute genau überlegt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Im Zeitalter von Fake News ist es besonders wichtig, im jährlichen Klimaschutzbericht die Daten und Fakten zur Entwicklung in Österreich darzulegen. Darin können wir ablesen, wohin die Reise eigentlich gehen müsste. Als Vortragender von Seminaren für Umwelt- und Energieverantwortliche merke ich allerdings, dass das Thema Klimawandel zwar im kollektiven Unterbewusstsein angekommen ist, aber das Verständnis noch sehr zu wünschen übrig lässt. Ich habe zum Beispiel getestet, wer von den Teilnehmern die Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung (#Mission2030) überhaupt gelesen hat. Das Ergebnis ist mehr als ernüchternd: kein Einziger. Jeder redet über den Klimawandel, und vieles ist wissenschaftlich bewiesen, aber vieles ist bei den Entscheidungsträgern noch nicht angekommen - und zwar weder auf staatlicher Ebene noch bei den Unternehmen. Das macht es so schwer, ins Handeln zu kommen. Denn jeder redet sich auf den anderen hinaus.
Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben noch nicht davon gehört, dass es im Rahmen der #Mission2030 im Bereich Klimaschutz und Energieeffizienz ein staatliches Förderprogramm im Ausmaß von 5 Millionen Euro gibt, zur Verfügung gestellt bis 2022. Pro Fördernehmer werden bis zu 50 Prozent oder maximal 50.000 Euro der Beratungskosten zur Erstellung eines Energiemanagementsystems, der Zertifizierungskosten, Investitionskosten oder zusätzlicher Schulungskosten übernommen. Die Förderung richtet sich primär an Firmen mit weniger als 250 Mitarbeitern, weil sich kleinere Unternehmen in der Regel schwerer bei der Finanzierung tun. Sie ist zu begrüßen - aber vielleicht wäre der Sache am meisten gedient, wenn Unternehmen in ihren Köpfen jede Maßnahme im Bereich Umweltschutz und Energieeffizienz künftig nicht mehr als Kostenfaktor sähen, sondern als Maßnahme zur künftigen Gewinnsteigerung. Jede eingesparte Kilowattstunde Energie schlägt sich im Gewinn nieder. Genau dieser ökonomische Vorteil könnte ein entscheidender Wettbewerbsfaktor sein.
Es gibt derzeit bereits sehr konkrete Ziele in der #Mission2030, und es gibt schwammige Ziele. Wir sollten uns aber alle bewusst sein: In den nächsten Jahren müssen sich das politische und ordnungsrechtliche Umfeld sowie das fiskalische System ändern, sonst werden wir die Klima- und Energieziele bis 2030 nicht erreichen. Klar ist daher auch: Jede Firma, die heute Investitionen tätigt, sollte sich gut überlegen, was das vor diesem Hintergrund heißen könnte. Wer heute noch auf fossile Energien setzt, sollte wissen, dass sich die Investition nicht nur negativ auf die Umwelt auswirkt, sondern aufgrund immer strenger werdender Auflagen künftig auch sehr nachteilig auf die eigene Gewinnsituation. Die Förderung von Braunkohle in Deutschland etwa sollte nicht primär wegen der Proteste im Hambacher Forst eingestellt werden, sondern weil Braunkohle einfach keine Zukunft mehr hat. Die deutsche Energiewirtschaft weiß das seit Jahren. Früher wurde Braunkohle sogar staatlich subventioniert - jetzt geben sich alle ganz überrascht. Wir sollten bereits heute alles dafür tun, dass wir im Jahr 2030 nicht neuerlich negativ "überrascht" werden.
Der gelernte Geoökologe Axel Dick verantwortet bei der Quality Austria
die Bereiche Business Development Umwelt und Energie sowie CSR. Am 29.
November moderiert er das Quality Austria Umwelt- und Energieforum in
Wien.