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Niemand muss das wissen

Von Christina Böck

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Am Donnerstag hat ein Gericht festgestellt, dass die Öffentlichkeit ein privater Brief, den Herzogin Meghan an ihren Vater geschrieben hat, nichts angeht. Ja logisch, Briefgeheimnis, werden sich altmodische Menschen da denken. Nun, die britische Zeitung "Mail on Sunday" kennt ein solches offenbar nicht. Britische Tabloids nehmen es bekanntlich mit Persönlichkeitsrechten gerne mitunter nicht so genau, und gerade das britische Königshaus weiß die eine oder andere Geschichte darüber zu erzählen.

Die Heirat Prinz Harrys mit einer Hollywoodschauspielerin dürfte in dieser Hinsicht die Karten nochmals neu gemischt haben: Erstens war Meghan Markle "Frischfleisch", zweitens kommt sie aus einer Branche, die mit Medienkontakt Erfahrung hat. Dass das einem Medium nicht das Recht gibt, einen Brief zu veröffentlichen, in dem es um die höchstpersönliche Beziehung einer Frau zu ihrem Vater geht, kann man da schon einmal aus den geldgierigen Augen verlieren.

Das Label "Person des öffentlichen Interesses" rechtfertigt nicht alles. Das zeigt auch der Fall der deutschen Influencerin Kasia Lenhardt. Die 25-Jährige wurde diese Woche in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Dem tragischen Vorfall ging eine Boulevard-Besessenheit mit ihrer Trennung vom Fußballer Jerome Boateng voraus. Genüsslich freute sich etwa die "Bild": "Jetzt wird’s schmutzig", und zitierte feixend aus privaten Nachrichten der jungen Frau. Niemand hatte die nachrichtliche Notwendigkeit, dies zu erfahren. Journalismus hat Verantwortung.

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