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"Niemand will ins Heim, so wie die derzeit aussehen"

Von Ina Weber

Politik

Studie zu Pflege: Versorgung zu Hause wird schwieriger. | Kompetenzzentren als Lösung. | Wien. "Niemand will in Pflegeheime, so wie die derzeit aussehen." Christian Bauer von der Unternehmensberatung "Bauer und Partner" hat im Frühjahr diesen Jahres in Eigenregie eine Studie erstellt, die die österreichische Pflegelandschaft unter die Lupe genommen hat. Gestern, Donnerstag, wurde das Ergebnis präsentiert.


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Noch immer gebe es Mehr-Bett-Zimmer in Heimen. "Dabei will niemand mehr im Alter Schikurs-Feeling", so Bauer. Die Studie hat ergeben, dass die Zahl der betreuungsbedürftigen Menschen in den nächsten zehn Jahren von 600.000 auf 800.000 Personen steigen wird. Auch würden veränderte Familienstrukturen wie Singlehaushalte und Patchwork-Familien dazu führen, dass tatsächlich die Betreuung in den eigenen vier Wänden immer schwieriger würde. Derzeit würden noch 80 Prozent der Pflegebedürftigen daheim gepflegt. Doch sei "rund um die Uhr Pflege" zu Hause nicht immer sinnvoll und finanzierbar, meint Bauer.

Bauer schlägt daher als Lösung ein Vier-Säulen-Modell zur Betreuung und Pflege alter Menschen vor: Information und Beratung, Mobile Dienste, Tages- und Nachtstätten und stationäre Pflege sollen in einem Haus, einem Kompetenzzentrum, stattfinden. Und diese Häuser soll es in ganz Österreich geben.

Denn Hauptproblem sei, dass es äußerst schwierig ist eine umfassende Beratung über Pflegeangebote zu bekommen. Auch müsse den alten Menschen klar sein, dass etwa die vierte Säule, der stationäre Bereich, keine Einbahnstraße ist. Jemand der eine zeitlang stationär behandelt wurde könne so nach Bedarf leicht wieder mobil betreut werden. Um eine persönliche Betreuung zu garantieren, sollte das ideale Pflegeheim maximal 150 Betten mit einer Stationsgröße von bis zu 36 betreuten Personen haben.

Finanzierung möglich

Die Errichtung eines Zentrums koste nicht mehr als der Bau eines gewöhnlichen Pflegeheims. Pro Betreuungsplatz müsse mit etwa 70.000 Euro gerechnet werden. Der Aufenthalt könne wie bisher über die jeweiligen Ländertarife finanziert werden - falls Pflegegeld und Pension nicht reichen, hilft der Staat. Ob das Projekt ein Public-Private-Partnership-Modell werden könnte oder gänzlich privat lässt Bauer noch offen. Nächster Schritt seien Gespräche mit den Ländern.