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Wer hat gelogen, wer hat betrogen? Nicht nur beim Weltfußballverband Fifa, auch beim deutschen DFB ist das Dickicht kaum noch zu überblicken. Was mit jenen 6,7 Millionen Euro passiert ist, derentwegen nun Franz Beckenbauer als damaliger Organisationschef am Pranger steht und gegen Ex-DFB-Chef Wolfgang Niersbach wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung ermittelt wird, wird wohl noch länger nicht geklärt sein. Waren sie ein Handel mit der Fifa, eine Darlehensrückzahlung an Ex-Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, oder waren sie tatsächlich zum Stimmenkauf für den WM-2006-Zuschlag bestimmt? Niersbach selbst brachte nun offenbar bei den Befragungen durch die mit der Untersuchung der Causa beauftragten Kanzlei Freshfields noch eine andere Version ins Spiel: Laut via "Bild" veröffentlichten Vernehmungsprotokollen könnte seiner Ansicht nach das Geld auch nachträglich eine Fifa-Kassa aufgefüllt haben, aus der Joseph Blatters Wiederwahl im Jahr 2002 finanziert worden sein soll. Plötzlich will sich Niersbach erinnern, dass Beckenbauer ihm damals zugeraunt hätte: "Der ist auch mit meinem Geld gewählt worden." Das klingt zunächst eher unwahrscheinlich, wurde das Geld doch erst 2005 überwiesen, doch die Wege im Fußball sind bisweilen unergründlich. Spannend ist in jedem Fall aber die Rolle Niersbachs, der nun schon die xte Version ins Spiel bringt - und sich selbst damit auch einen Monat nach seinem Rücktritt als DFB-Chef nicht unbedingt glaubwürdiger macht. Und der DFB? Der echauffiert sich über die "äußerst ärgerliche Indiskretion", will die Sache aber sonst nicht kommentieren - und sieht keinerlei Veranlassung, Niersbach zum Rücktritt aus seinen Ämtern in der Fifa und der Uefa zu bewegen. Vielmehr solle er mithelfen, die Aufklärungsarbeit international zu vermitteln und "Türen für die EM-Bewerbung 2024 zu öffnen". Es wäre ja töricht, dies auszuschlagen, sagte Interimschef Rainer Koch. Es nicht zu tun, ist allerdings auch nicht unbedingt ein Zeichen eines geordneten Neubeginns.