Die Genfer Justiz hat den Sohn des verstorbenen nigerianischen Diktators Sani Abacha der Geldwäscherei, des Betrugs, der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung sowie der Veruntreuung öffentlicher Gelder beschuldigt. Wie der Genfer Untersuchungsrichter Georges Zecchin letzte Woche sagte, hat er Mohammed Abacha im Mai dieses Jahres in Lagos formell beschuldigt. Abacha sitzt in Nigeria wegen Mordverdachts in Untersuchungshaft.
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Der Sohn des im Juni 1998 an einem Herzinfarkt gestorbenen Ex-Diktators habe bei der Einvernahme in Lagos die Aussage verweigert, sagte Zecchin. Der Genfer Untersuchungsrichter hatte zuvor in London bereits einen Partner Abachas beschuldigt. In der Schweiz sind laut Zecchin mittlerweile rund 670 Mill. Dollar auf Bankkonten blockiert, die dem Abacha-Clan zugerechnet werden. Weitere 600 Mill. Dollar sind auf Banken in Luxemburg eingefroren worden.
Die nigerianische Regierung wirft dem 1998 verstorbenen Diktator und seiner Entourage vor, die nigerianische Zentralbank systematisch geplündert und rund zwei Mrd. Dollar ins Ausland geschafft zu haben. Gelder werden auch in Belgien, Deutschland und Frankreich vermutet. Insgesamt könnten laut Zecchin über 100 Banken in die Affäre verwickelt sein. Die Überprüfung der in der Schweiz blockierten Gelder auf ihre kriminelle Herkunft ist nach wie vor im Gang. Die Eidgenössische Bankenkommission hat zudem eine Untersuchung gegen die betroffenen Banken eröffnet.
Die Entscheidung des Genfer Richters sollte ein Beispiel für die Rückzahlung des afrikanischen Geldes sein, das auf westeuropäischen Banken liegt. Die Kapitalflucht aus Afrika ist ein wichtiger Grund für die Armut auf dem schwarzen Kontinent. Die Banken in Europa und Amerika sollten daher ihre Verantwortung wahrnehmen und die Gelder an Afrika zurückzahlen.