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Nigeria will weg von seiner Ölabhängigkeit

Von Klaus Huhold

Wirtschaft

Außenminister Ashiru wirbt bei Österreich-Besuch um Investitionen.


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Wien. Nigeria hat von der Weltwirtschaftskrise teilweise profitiert. Zwar mussten auch in dem westafrikanischen Land mehrere Banken durch staatliche Milliardenzuschüsse gerettet werden. Gleichzeitig kehrten aber viele gut ausgebildete, junge Nigerianer, die in New York oder London ihre Jobs verloren hatten, in ihre Heimat zurück. Sie arbeiten nun etwa in der Banken- oder IT-Branche und tragen mit ihrem Fachwissen, aber auch ihrem Konsumhunger dazu bei, dass Nigerias Wirtschaft in den vergangenen drei Jahren konstant um etwa sieben Prozent gewachsen ist.

Die Regierung will auf diesem Wachstumspfad bleiben. Deshalb soll die Wirtschaft breiter gefächert und endlich unabhängiger vom immer noch sehr dominanten Ölexport werden. Und mehr ausländische Investoren sollen ins Land gelockt werden.

Aus diesem Grund besuchte Außenminister Olugbenga Ashiru nun auch Österreich und unterzeichnete gemeinsam mit seinem Amtskollegen Michael Spindelegger ein Investitionsschutzabkommen. Geschäfte in Nigeria können sich lohnen, warb Ashiru dann auch am Dienstag bei einem Gespräch mit Journalisten. Denn sein Land biete mit seinen vielen Einwohnern einen großen Markt. Tatsächlich ist Nigeria mit rund 170 Millionen Bürgern der weitaus bevölkerungsreichste Staat im subsaharischen Afrika. Doch während die dünne, extrem wohlhabende und konsumfreudige Oberschicht Nigeria zu einem der größten Importeure von Champagner machte, leben immer noch etwa 70 Prozent der Bevölkerung von weniger als einem US-Dollar am Tag und können sich kaum etwas leisten.

Nella Hengstler, die Delegierte der österreichischen Wirtschaftskammer in Nigeria, bezeichnet das Investitionsschutzabkommen im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" als positives Signal. Es verdeutliche, "dass Nigeria stabil ist und es einen Rechtsrahmen gibt." Das Land habe sich demokratisch gefestigt. "Die Zeiten, als ein Militärputsch auf den nächsten folgte, sind vorbei", so Hengstler. Wie weit das Abkommen nun aber tatsächlich den Handel zwischen Nigeria und Österreich ankurbelt, wird sich erst weisen. Die österreichischen Exporte nach Nigeria, hauptsächlich Maschinen und Stoffe, stiegen jedenfalls schon vor dem Abkommen und erreichten 2012 ein Volumen von 115 Millionen Euro.

Zu wenig Strom und eine schlechte Infrastruktur

Generell sind europäische Unternehmen in Nigeria mit einer starken Konkurrenz aus China und Indien konfrontiert. Und Analysten verweisen auch gerne darauf, dass Investitionen in Nigeria nicht immer einfach sind. So ist das Land für seine Korruption berüchtigt. Diese betrifft aber vor allem Geschäfte im öffentlichen Bereich und weniger im privaten Handel. Darüber hinaus produziert Nigeria viel zu wenig Elektrizität, ständig gibt es Stromausfälle, was wiederum Industriebetriebe abschreckt. Zudem ist die Infrastruktur schlecht ausgebaut, wodurch etwa den Transport von landwirtschaftlichen Produkten sehr teuer wird.

Ein Problem ist auch die Sicherheitslage. So überzieht die islamistische Sekte Boko Haram vor allem den Nordosten des Landes mit Anschlägen. Geschäftsleute in der Wirtschaftsmetropole Lagos sind zwar nicht vom Terror betroffen, doch wer etwa im Norden Straßen bauen will, ist mit einer massiven Sicherheitsgefährdung konfrontiert. Darüber hinaus erschüttert Boko Haram die politische Stabilität. "Diese Art von Terror war für uns selbst ein neues Phänomen", sagt Außenminister Ashiru. Nun soll der Terror auf mehreren Ebenen bekämpft werden: Durch Sicherheitskräfte, aber auch durch Sozialinitiativen, die die Armut verringern und damit dem Terror den Boden entziehen sollen.