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Nischen für ältere Jobsucher

Von Karl Leban

Wirtschaft

Arbeitslose, die 50+ sind und als schwer vermittelbar gelten, haben mehr im Dienstleistungs- als im Produktionssektor die Chance auf eine Beschäftigung.


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Wien. Ende September waren hierzulande mehr als 73.600 Personen über 50 arbeitslos gemeldet. Die Quote bei den älteren Jobsuchenden lag mit 8,1 Prozent zwar über der durchschnittlichen Arbeitslosenrate von 7,6 Prozent, blieb damit aber im Vergleich zu den vorangegangenen drei Monaten konstant (siehe Grafik).

Am Arbeitsmarkt gelten die sogenannten Älteren im Regelfall als schwerer vermittelbar als jüngere Arbeitsuchende. Wobei es oft nicht an der Qualifikation liegt. Der eigentliche Grund ist vielmehr: Sie sind teurer. "Es finden zwar viele der Altersgruppe 50+ wieder einen Job, aber es dauert eben länger als bei den Jüngeren", sagt Beate Sprenger, Sprecherin des Arbeitsmarktservice (AMS). Deshalb ist in dieser Gruppe auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen (mehr als ein Jahr und länger) "relativ hoch", wie sie bestätigt.

Chance bei hoher Fluktuation

Am ehesten Chancen, wieder einen Job zu ergattern, hätten ältere Arbeitssuchende in Branchen mit traditionell hoher Fluktuation, so Sprenger. Dazu zählt sie weniger Branchen des Industrie- und des Produktionsbereichs als vielmehr Branchen des Dienstleistungssektors - konkret vor allem den Handel und den Fremdenverkehr. Als "sehr gut" schätzt man beim AMS die Chance auf einen Wiedereinstieg ins Arbeitsleben auch in der Versicherungsbranche ein. Insbesondere dann, wenn Bewerber Erfahrung im Verkauf und Kontakt mit Kunden haben.

Gerade bei großen heimischen Versicherern tut sich derzeit einiges. Die Generali Österreich etwa fährt eine große Recruiting-Kampagne (auch mit Spots im Fernsehen). Sie will ihren Personalstand im Außendienst, der momentan 2000 Mitarbeiter umfasst, um gut ein Zehntel aufstocken, mehr als 200 Kundenberater sollen demnächst zusätzlich eingestellt werden. Altersbeschränkungen gebe es keine. "Bisher haben wir 500 Bewerbungen bekommen, unterm Strich rechnen wir letztlich mit knapp 1000", sagt Peter Thirring, Chef der Generali Österreich.

Als wichtiges Aufnahmekriterium gilt freilich generell eine abgeschlossene Ausbildung. Spezielle Vorkenntnisse für Versicherungen verlangt die Generali nicht, die fachliche Schulung erfolgt im Unternehmen selbst. "Viele unserer besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Außendienst haben die unterschiedlichsten Karrieren und Ausbildungswege hinter sich", heißt es bei der Generali. "Sie kommen aus handwerklichen, freiberuflichen und anderen Berufszweigen - mit oder ohne Studium."

Leistungsorientiertes Gehalt

Auch die Uniqa-Versicherung will ihren Vertrieb personell verstärken. Sie plant für das kommende Jahr, ebenfalls rund 200 neue Außendienstmitarbeiter - nur Kundenberater - an Bord zu holen.

Ob weiblich oder männlich, ist wie bei der Generali egal. Grundsätzlich gibt es auch keine Altersbeschränkung. Denn das Gehalt eines Kundenberaters im Außendienst orientiert sich vor allem an dessen persönlicher Leistung. Die fixe Komponente ist deshalb relativ niedrig angesetzt - kollektivvertraglich mit derzeit 20.775 Euro brutto pro Jahr. Mit der variablen Komponente (laufenden Provisionen aus verkauften Versicherungsprodukten) ist der Verdienst nach oben hin jedoch unbegrenzt.

"Im Außendienst gibt es keine finanziellen Barrieren", sagt Franz Meingast, Vorstand der Uniqa Österreich. "Als Top-Außendienstmitarbeiter kann man mehr verdienen als der Generaldirektor. Aber natürlich gibt es auch welche, die nur knapp über den Kollektivvertrag kommen."

Dass gerade Versicherer immer wieder en gros neue Mitarbeiter für den Außendienst aufnehmen, hat auch damit zu tun, dass durch Pensionierungen hunderte Stellen frei werden, der bestehende Kundenstock aber weiterbetreut werden muss. Die Wiener Städtische sucht daher laut ihrem Vertriebsvorstand Ralph Müller jedes Jahr rund 200 bis 300 neue Versicherungsberater im Außendienst.