Manila - Immer weniger Philippiner vertrauen auf bessere Zeiten im eigenen Land und würden deshalb am liebsten auswandern. Wirtschaftliche Not, fehlende Jobs, politische Instabilität und der Wunsch nach mehr Lebensqualität zählen zu den Hauptgründen, die die Sehnsucht nach einem besseren Leben in der Ferne beflügeln.
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Sieben Millionen der insgesamt 80 Millionen Philippiner arbeiten bereits in Übersee. In Australien, Neuseeland, Kanada, Europa und den USA wächst ihr Anteil an den Migranten, die hier ihren Lebensunterhalt verdienen, besonders rasch.
Vor zwei Jahren wanderte Divina Paredes nach Neuseeland aus. Hier hoffte sie bessere Lebensbedingungen für sich und ihren behinderten Sohn zu finden. "Ich hatte gedacht, in meinem Heimatland irgendwie mein Auskommen zu haben, wenn ich nur hart arbeiten würde", berichtet sie. Doch als sich herausstellte, dass in den Philippinen, wo fast 40 Prozent der Menschen unterhalb der Armutsgrenze leben, an ein Versorgungsangebot für Kinder mit besonderen Bedürfnissen nicht zu denken ist, wanderte Divina Paredes aus. In Auckland fand sie sofort Arbeit als Wirtschaftsjournalistin bei einer Zeitschrift für IT-Management. Ihr Sohn besucht jetzt in der Nähe ihrer Wohnung eine Sonderschule.
Auch ihre Berufskollegin Tress Martelino-Reyes möchte weg und hat für sich und ihre vierköpfige Familie bei der kanadischen Einwanderungsbehörde einen entsprechenden Antrag gestellt. Die Familie Reyes hatte genug von der andauernden politischen Unsicherheit und der mangelnden Lebensqualität im Lande. "Wir möchten, dass unsere drei Kindern einmal bessere Chancen haben". Falls Kanada die Reyes ins Land lässt, finden diese hier bereits rund 90.000 überwiegend der Mittelklasse angehörende Landsleute, die in Kanada eine neue Heimat gefunden haben. Doch nicht allen stehen die Tore offen.
Erst erst vor wenigen Wochen wurden die kanadischen Einwanderungsbestimmungen verschärft. Kandidaten mit hohem Bildungsstand und besonderen beruflichen Qualifikationen werden nun bevorzugt.
Und so hat der Gelegenheitsfahrer Fernando, den es ebenso in die Ferne zieht, das Nachsehen. Sein Einwanderungsbescheid wurde abgelehnt. Nun hofft er darauf, dass seine Schwester in Kanada eine ständige Aufenthaltserlaubnis erhält und dann auch für ihn einen Antrag stellen kann.
In einer von "Pulse Asia" durchgeführten Meinungsumfrage in der Hauptstadt Manila gaben jüngst 40 Prozent der Befragten an, dass sich ihre persönlichen Lebensumstände im vergangenen Jahr verschlechtert hatten. Nur für 19 Prozent hatte sich die Lage verbessert. 52 Prozent glauben, dass sich die Situation im Land verschlechtert.
Vier Millionen Philippinen sind arbeitslos, und vier Millionen derjenigen, die eine Arbeit haben, sind unterbeschäftigt. "Die wirtschaftlichen Verhältnisse machen den Menschen große Sorgen", bilanzieren die Meinungsforscher in ihrem Bericht. Das Vertrauen in die Regierung ist gering, und auch Präsidentin Gloria Macapagal bringt es nur auf ein Vertrauensniveau von 35 Prozent. IPS