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Seit fünf Jahren gibt es das "Wiener NobelpreisträgerInnen-Seminar".
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Wien. Die Idee entstand in einem Seminar für Personalentwicklung der Universität Wien, und sie war so gut, dass sie binnen kurzer Zeit umgesetzt wurde. Helmuth Hüffel, theoretischer Physiker an der Wiener Uni, hatte den Einfall, in Wien eine Veranstaltung mit Nobelpreisträgern durchzuführen. Seit 2006 findet nun unter Hüffels Koordination alljährlich das "Vienna Seminar of Nobel Laureates" statt und bringt Öffentlichkeit und Experten mit den Koryphäen der Wissenschaft in Kontakt.
Dass der Nobelpreis hohes Prestige hat, wurde erst diese Woche wieder - auch angesichts der Tragik des knapp vor der Zuerkennung verstorbenen Medizin-Preisträgers Ralph Steinman - deutlich. Das "Wiener NobelpreisträgerInnenseminar" führt in der Regel drei bis fünf der Ausgezeichneten auf einem Gebiet zusammen. Im Lauf der Jahre waren schon Preisträger aus Physik, Chemie, Medizin, Wirtschaft und Friedenspolitik (darunter auch zwei Frauen) in Wien zu Gast, 2012 geht es mit Literatur-Nobelpreisträgern um einen Schwerpunkt "Neue Technologien in Medien und Literatur".
Wichtigste Zielsetzungen des Seminars, so Helmuth Hüffel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", sind: "Die Weltspitze nach Wien zu bekommen, Wissensvermittlung für eine breite Öffentlichkeit anzubieten, das Fachwissen an den Unis zu fördern, Impulse für die Wirtschaft zu geben und eine Brücke zwischen Forschung und industrieller Anwendung zu schlagen". Außer dem jährlichen Nobelpreisträger-Treffen in Lindau am Bodensee, das aber einen anderen Charakter hat, "gibt es keine vergleichbare Veranstaltung", betont Hüffel.
Zum diesjährigen Seminar von 10. bis 13. Oktober kommen drei Physiker. Der Niederländer Gerardus ’t Hooft wurde 1999 für entscheidende Beiträge zur Quantenfeldtheorie der elektroschwachen Wechselwirkung ausgezeichnet. Für die Entwicklung der laserbasierten Präzisionsspektroskopie erhielt 2005 der Deutsche Theodor Hänsch den Nobelpreis. Den Amerikaner George F. Smoot führten 2006 seine bahnbrechenden Messungen der kosmischen Hintergrundstrahlung zum Erfolg.
"Die Vorlaufzeit für das Seminar beträgt ungefähr ein Jahr", sagt Hüffel, der mit Kollegen an den Wiener Universitäten, aber auch der Akademie der Wissenschaften und im Ausland bespricht, wer eingeladen werden sollte. Dann wird eine Short-List erstellt und schließlich werden die Einladung ausgesprochen. Da aber Nobelpreisträger oft auf Jahre hinaus zahlreiche terminliche Verpflichtungen haben, ergibt sich eine natürliche Auswahl.
Dichtes Programm
In Wien steht den Laureaten ein dichtes Programm bevor: Neben Empfängen bei hochrangigen Politikern und Mediengesprächen sind Vorträge und Diskussionen an der Universität Wien, der Technischen Universität sowie in der Wirtschaftskammer Österreich angesetzt. Im Rahmen der traditionsreichen "Wiener Vorlesungen" treten die Nobelpreisträger am 11. Oktober ab 17 Uhr im Wiener Rathaus auf und stellen sich dort auch einer Diskussion.
Hauptsponsor des jährlich mehr als 100.000 Euro kostenden Seminars ist die gemeinsame Initiative "Go international" des Bundesministeriums für Wirtschaft, Familie und Jugend und der Wirtschaftskammer Österreich. Dazu kommen Ministerien, Universitäten und einzelne Unternehmen sowie natürlich die Stadt Wien und die Wiener Vorlesungen. Hüffel würde sich freuen, wenn Wien nicht nur mit anderen Beinamen assoziiert wird, sondern auch als "Stadt des NobelpreisträgerInnenseminars" wahrgenommen würde.
www.nobelvienna.at