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Der Kapitalismus, hieß es in Ostblockzeiten, sei eine ganz tolle Sache. Denn Kapitalismus bürge vor allem für Vielfalt. Nun kann unter widrigen Bedingungen auch genau das Gegenteil eintreten - siehe Musikmarkt. Denn da wurde einer der vier verbliebenen Protagonisten, nämlich EMI, nun filetiert: Während der altehrwürdige Musikrechte-Katalog an ein Konsortium unter Sony-Stabsführung geht, verleibt sich der Marktführer Universal das Tonträgergeschäft des verbleichenden Mitbewerbers ein. Bedeutet also, dass der Goliath am CD-Markt noch großkopferter wird - und seine Konkurrenz überschaubarer (in der Kingsize-Liga: Sony, Warner).
Eine bedenkliche Entwicklung? Eigentlich nur ihr Endpunkt. Denn die EMI war schon länger ein schuldenschwerer Wanderpokal in der Finanzwelt. Und dass Universal nach der Einverleibung der Konkurrenz zu Omnipotenz aufläuft, ist auch eher nicht zu vermuten: Denn auch dort wird angesichts der Tonträgerkrise penibel gewirtschaftet - was man unter anderem dem nicht allzu risikofreudigen Output anmerkt.
Heißt also: Dass die Neigungsgruppe Formatradio künftig noch weniger Labels kennen muss - und angesichts der Recycling-Politik der Majors wohl auch nicht mehr allzu viele neue Musiker kennenlernen wird. Heißt für Musikliebhaber darum leider: dass sie sich um ihr Hobby künftig noch mehr in Eigenregie kümmern müssen; dass sie verheißungsvolle Kleinlabels, Bands und Künstler also noch öfter dort aufspüren müssen, wo der Mord an den Majorlabels begann: im Internet.
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