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Noch immer zweitklassig

Von Bernd Vasari

Politik

Migrantische Schwule, Lesben und Transsexuelle feiern vier Jahre MiGay.


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Wien. Bindestrichverbot bei Doppelnamen, Ja-Wort-Verbot, Trauzeugenverbot und Verbot der Stiefkindadoption: Noch immer erfahren LGBTs (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender) rechtliche Ungleichbehandlung, und das, obwohl Gerichtsurteile mittlerweile einen Widerspruch zu Menschenrechten und der Verfassung bestätigt haben, sagt die grüne Brigittenauer Bezirksrätin Ewa Dziedzic.

Die Politikerin ist gebürtige Polin, Lesbe und Obfrau von "CSD Vienna", dem Organisator der jährlichen Vienna Pride. Sie fordert: "Erstklassige Rechte statt homophober Politik!" und lädt zur "Erstklassige Rechte II-Demo" am Freitag um 16.30 vor der ÖVP-Zentrale in der Lichtenfelsgasse 7 ein. Die Demonstration folgt der "Erstklassigen Rechte Demo" aus dem Jahr 2009 nach. Damals demonstrierte man gegen das Gesetz zur "Eingetragenen Partnerschaft", welches "unzähligen Gemeinheiten und Unterschiede zum Eherecht" beinhalte, wie Yavus Kurtulmus betont. Der Chef des Vereins zur Integration und Förderung von homosexuellen Migranten (MiGay) stellt klar, dass es "ein wenig" oder "ein wenig mehr" Gleichstellung nicht geben kann. "Wir wollen keine zweitklassigen Rechte."

Zwangsheirat und Verstoßung

Nach der Demonstration steht die Feier zum vierten Jahrestag von "MiGay" im Wiener "ega" im sechsten Bezirk am Programm. "Fremdenfeindlichkeit und Rassismus sind keine exklusiv heterosexuellen Phänomene", bemerkt Kurtulmus. Ein Problem für viele migrantische LGBTs seien die eigenen Herkunfts-Communitys, wo Erscheinungen wie Zwangsverehelichung und Verstoßung immer wieder vorkommen, erzählt Kurtulmus.

Das führe so weit, dass das Outing manchmal eine Ablehnung der eigenen Herkunft mit sich bringt, "nach dem Motto, ich bin schwul, also kann ich nicht mehr Araber oder Bulgare sein", sagt der Obmann.

Genau hier würde der Verein ansetzen. Eine Maßnahme dazu ist etwa das Kurzfilm-Projekt "Queer Diversity Project", dass die Vielfalt innerhalb der LGBTs zeigen soll. Das gemeinsam mit der Homosexuellen Initiative (Hosi) entworfene Projekt wird bei der Vierjahresfeier seine Premiere feiern.

Am Ende des Kurzfilms wird dann eine Frage direkt ans Publikum gerichtet, die die Kategorisierung und Vorurteile hinterfragt und auch den Fokus auf Vielfalt legt, so Ewa Dziedzic. Für die Zukunft sind vermehrt öffentlichkeitswirksame Veranstaltungen wie etwa die "queeren migrantischen Filmtage" geplant, um den Menschen noch mehr Gelegenheit zu geben, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.

www.erstklassigerechte.net
www.migay.at