Beide Seiten müssten sich bewegen, meint Pervez Musharraf. Von seiner Seite hat er diesen Teil erfüllt: Wenn Pakistan seinen Gebietsanspruch und seine lang erhobene Forderung nach einem Referendum über die Zukunft der Kaschmir-Region aufgibt, hat der pakistanische Präsident tatsächlich Bewegung in den jahrzehntelangen Konflikt gebracht.
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Ein Durchbruch ist dies freilich noch lange nicht. Von indischer Seite gab es vorerst nur verhaltene Stellungnahmen, aber man kann sich vorstellen, in welche Richtung die Reaktion gehen wird. Denn schon bisher hat Neu Delhi stets gefordert, dass Pakistan seine Unterstützung für die Muslim-Rebellen aufgeben solle. Die Terroristencamps an der pakistanischen Grenze sollten geschlossen werden, im indischen Teil Kaschmirs keine Anschläge mehr stattfinden und weitere vertrauensbildende Maßnahmen Platz greifen.
Dies sind Vorgaben, die Musharraf selbst bei bestem Willen nur schwer erfüllen kann. Denn die terroristischen Aktivitäten, etwa an der Grenze zu Afghanistan, kann er selbst im eigenen Land kaum verhindern, die Zahl der radikalen Moslems in der pakistanischen Bevölkerung ist groß.
Vielleicht richtet sich daher gerade an sie die ausgesendete Botschaft, meinen manche Beobachter. Das eigene Volk könnte damit darauf vorbereitet werden, dass einmal Konzessionen gemacht werden müssen.
Vielleicht ist dies aber auch ein Signal an die Amerikaner. Diese sehen mit Unbehagen, dass sich zwei von ihren Verbündeten mit Atomwaffen gegenüber stehen. Schließlich hat US-Präsident George W. Bush eine (in der Heimat umstrittene) Atom- und Handelspartnerschaft auch mit Indien in Gang gebracht. Er macht deshalb Druck auf Pakistan, Bündnispartner im Anti-Terror-Kampf, um etwaige Konfliktfelder in der Region auszuräumen.
Für Kaschmir bedeutet das Angebot aber zumindest die Hoffnung, einer diplomatischen Lösung einen kleinen Schritt näher zu kommen.