Zum Hauptinhalt springen

Noch nicht angekommen

Von Peter Bochskanl

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Neun Stunden Queen auf ORF2: Mit der längsten Übertragung aller deutschsprachigen Sender bediente das ORF-TV Sonntag die sehnsüchtige Schaulust Hunderttausender, die Gefallen an Bildern aus einer vermeintlich doch teilweise heilen Welt haben. Von den 38 Prozent Marktanteil, den der Blick in die britische Monarchie erzielte, konnte "im Zentrum" gerade die Hälfte erreichen. Während Günther Jauch im ARD das Kindererziehungsthema von "im Zentrum" vor vierzehn Tagen nachdiskutieren ließ, ging es im ORF um die Prolongation des Populismus-Themas "Ausbau der direkten Demokratie". Wobei sich bei vielen Zusehern wohl die Befürchtung regte, dass die Verbannung des Parlaments in einen noch tieferen Daseinsschatten kaum mehr aufzuhalten ist. Denn in der Runde saßen der Allianz der Rechtspolitiker Christoph Blocher (Schweizer SVP) und Heinz-Christian Strache (FPÖ) kaum engagierte Gegner einer Patentlösung der politischen Stagnation durch Volksabstimmungen gegenüber. Nur der Verfassungsexperte Heinz Mayer trat klar gegen den beabsichtigten Automatismus auf, der Volksbegehrensthemen ab einer gewissen Stimmenzahl automatisch einer Volksabstimmung unterwerfen soll. Und ortete unumwunden das Versagen der Politik als Ursache für die neu entdeckte Liebe zur direkten Demokratie, bei der vernünftige Kompromisse auf der Strecke blieben. Intensives Queen-Schauen wie die Demokratie-Debatte zeigen aber auch: Die Insel der Seligen ist noch nicht in der realen Welt der EU-Krise angekommen.