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Der deutsche Privatsender RTL hat am Donnerstag eine Reporterin beurlaubt, weil ein Video aufgetaucht war, in dem sie sich mit Schlamm beschmiert. Danach trat sie vor die Kamera, um aus dem Flutgebiet zu berichten. Scheinbar wollte sie mit dem Griff in den Dreck einen dramatischeren Eindruck von dem Umfeld der Zerstörung hinterlassen.
Nichts leichter, als das zu verurteilen. Nichts leichter, als der Frau typisches Boulevard-Sensationsheischen vorzuwerfen. In einem Moment, der dieses künstliche Aufbauschen ganz und gar nicht braucht - die Bilder sprechen ohnehin für sich. Und spätestens da könnte man sich fragen, ob Susanna Ohlen das tatsächlich nur aus niederem Instinkt gemacht hat.
Ohlen kennt den Ort der Reportage, Bad Münstereifel, gut, Teile ihrer Familie leben dort, ihre Großeltern sind am örtlichen Friedhof begraben. In den Tagen vor dem umstrittenen TV-Auftritt hat sich Ohlen ganz untheatralisch schmutzig gemacht - weil sie bei den Aufräumarbeiten geholfen hat. Sie hat nun eine Entschuldigung veröffentlicht: Sie habe sich vor den Menschen, die alles verloren haben, in ihren sauberen TV-Kleidern geschämt. Das mag schon irgendwie seltsam klingen, aber auch Reportern dürfen mal in einem bedrückenden Umfeld Fehler passieren.
Das muss dann nicht immer gleich die Weltverschwörung sein, die nur denjenigen in die Hände spielen will, die ohnehin der Meinung sind, die Medien lügen sie an. Überraschung: Die glauben das sowieso.