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Wenn man Ski-Superstar Marcel Hirscher so beim Reden zuhört, gewinnt man den Eindruck, es mit zwei Persönlichkeiten zu tun zu haben. Die eine Seite ist allen bekannt: Hirscher neigt häufig zum Tiefstapeln und schiebt der Konkurrenz die Favoritenrolle zu. Außerdem ist er nicht gerade als Partytiger, der in regelmäßigen Abständen für Aufregung sorgt, berüchtigt. Keine üble Strategie, fördert sie doch seine Beliebtheit (bei Fans und Sponsoren) und das Wachstum seines Geldspeichers - den er ja irgendwo haben muss - gleichermaßen.
Eher seltener tritt dagegen seine zweite Persönlichkeit zutage - die des ehrgeizigen, von Siegerwillen beseelten und bis an die Grenzen allen Möglichen gehenden Top-Athleten, der mit Freude riskiert. Als Hirscher diese Seite kürzlich bei einem Event in Hallein zeigte, hörte sich das so an: "Es geht immer schneller, besser, höher", sagte er dort mit Blick auf seine nächsten Ziele. "Ich habe mein bestes Ich noch nicht erreicht." Und: "Das Potenzial im Materialsektor ist unerschöpflich."
Schneller, besser, höher? Als in der vergangenen (bisher besten) Saison - mit 13 Weltcupsiegen, der großen und zwei kleinen Kristallkugeln und zwei Olympia-Goldenen? Das kann man sich vornehmen, ob das aber klug ist, steht bei der Erwartungshaltung, die man so erzeugt, auf einem anderen Blatt. Gut möglich, dass das Persönlichkeit Nummer eins umgehend wieder geraderücken wird. Sie passt nicht nur viel besser zu Hirscher, sie ist auch die Sprache, die ein werdender Vater sprechen sollte.