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Noch wird modelliert und gemalt

Von Christina Mondolfo

Wirtschaft

Der Konkursantrag ist eingereicht, doch in Europas zweitältester Porzellanmanufaktur Augarten wird weiterhin modelliert und gemalt. Man setze alles daran, dass seitens des Masseverwalters Johannes Jaksch die Fortführung des Betriebes ermöglicht werde, sagte Martin Plattner, Geschäftsführer des Traditionsunternehmens, am Donnerstag vor Journalisten.


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Bisher habe man zwar keine Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet, könne aber auch die Juni-Gehälter nicht bezahlen. Plattner beklagte in diesem Zusammenhang erneut die hohen Lohn- und Herstellungskosten: Während die Erzeugung eines Stückes bei Augarten rund 50% des Nettoverkaufspreises koste, seien es international nur rund 30%. Dem hielt Betriebsrat Alfred Badia entgegen, dass bei niedrigen Stückkosten leicht der Verdacht aufkomme, dass nicht ausschließlich manuell erzeugt werde. Er wolle am Manufakturkonzept festhalten, der Einsatz von Maschinen wäre im Falle Augarten "Betrug am Kunden".

Unleistbar sei laut Plattner auch die Mieterhöhung durch die Republik Österreich als Vermieterin des Standortes Schloss Augarten von 3.100 auf 20.000 Euro. Dazu komme eine Nachzahlung von 300.000 Euro sowie der Instandhaltungsaufwand für die Gebäude, der laut Vertrag ausschließlich vom Mieter zu tragen sei. Die notwendigen Investitionskosten bezifferte Plattner mit mindestens 500.000 Euro.

Zu den Fehlern früherer Geschäftsführer wollte sich Plattner nicht äußern, er selbst sei jedenfalls noch zu kurz im Unternehmen, um nun sämtliche Probleme rasch lösen zu können. Von bisher kolportierten Interessenten wie Ex-Palmers-Vorständin Astrid Gilhofer oder dem Konsortium um die Soravia-Brüder gebe es keine Übernahme-Konzepte. Für das Scheitern früherer Verkaufsverhandlungen macht Plattner die Banken verantwortlich.

Augarten verzeichnete im 1. Halbjahr 2003 einen Umsatzrückgang von 30% und einen Exportrückgang von 50%, was Plattner mit dem Ausbleiben der Touristen aus den USA und Japan begründet. Außerdem habe der starke Euro das Wiener Porzellan verteuert. Mit einer Erholung des weltweiten Manufaktur-Porzellanmarktes rechne er derzeit nicht.