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NÖM: Schaden begrenzt

Von Christine Zeiner

Wirtschaft

"Das blaue Auge ist abgeschwollen - wir sehen wieder klar mit beiden Augen." So lautet der Befund von Alfred Berger, Marketing-Leiter der NÖM AG, in Bezug auf den Skandal des italienischen Milchkonzerns Parmalat, der auch die NÖM beeinträchtigt hat: Den Schaden bezifferte Berger mit "knapp unter 1 Mill. Euro."


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Der Großteil der finanziellen Einbußen - rund 80% - sei dadurch entstanden, dass veredelte Produkte (rund 40 Mill. Kilo) nicht abgesetzt werden konnten. Dennoch: Der Schaden hätte größer sein können, erläuterte Berger: "Wenn wir nicht Härte gezeigt hätten, wären es 2 Mill. Euro gewesen. Wir aber unterscheiden nicht zwischen einem Konzern und einem Greißler: Wer keine Kohle gibt, kriegt keine Ware."

In Süditalien sei Parmalat "eine Macht" gewesen, die Distributionswerte aufgewiesen hätte, die "unerreichbar" waren - "es schmerzt uns sehr, dass dieser Vertriebskanal nun zu Ende ist", betont Berger. Nun würden andere Partner bzw. Strategien abgetestet, damit "der eine oder andere Setzling heuer eingebuddelt werden kann."

Der Prozess gegen die 32 Verantwortlichen des Zusammenbruchs von Parmalat wird übrigens nicht vor Anfang 2005 beginnen. Die NÖM hat jedenfalls die Verträge mit Parmalat gelöst, die NÖM-Aktien (25% und 1 Aktie) aus dem Besitz von Parmalat eingefroren. Die Raiffeisenholding Niederösterreich-Wien - Haupteigentümer der NÖM AG - plant, die Parmalat-Anteile zurückzukaufen - wie und wann, wisse Berger nicht. "Ein Ping-Pong-Spiel der Anwälte", meinte er. Auch die Raiffeisenholding hält sich diesbezüglich bedeckt: "Aus derzeitiger Sicht wäre eine Aussage unseriös - die Gespräche zwischen den Rechtsanwälten laufen", sagte Pressesprecherin Michaela Stefan gegenüber der "Wiener Zeitung".

Doch nicht nur der Verlust in Italien schmerzt: Die Vertriebskanäle von Parmalat waren auch in Osteuropa, u.a. Ungarn, stark. Auch wenn sich die NÖM-Lieferungen nach Ungarn auf "bescheidenen Niveau" befanden - Berger führt das auf die verhältnismäßig niedrige Kaufkraft und die "sehr teuren" NÖM-Produkte zurück - "der Schwerpunkt ist uns nun durch die Lappen gegangen." Eine Strategie werde erarbeitet, zu "ungelegten Eiern" wollte man aber nichts sagen.

Der NÖM Exportanteil am Gesamtumsatz (253 Mill. Euro, +3%) belief sich 2003 auf 37%, bis 2005 soll er auf 50% steigen. Die Hauptexportmärkte sind Deutschland, Spanien, Portugal, die Benelux-Länder, Dänemark und Schweden. In Österreich habe die NÖM ihren Marktanteil "im Wesentlichen gehalten", sagte Vertriebsleiter Artur Hartlieb. Milch der Handelsmarke Spar wird nicht mehr produziert. "Um das zu kompensieren, braucht man fünf andere Produkte", kommentierte Berger.

Der Absatz wuchs im vergangenen Jahr um 7,5% auf 236.000 Tonnen. Reine Milchprodukte wie Frischmilch, Topfen und Sauerrahm verzeichneten dabei einen Rückgang. Milchmischgetränke und Desserts hingegen erzielten Wachstumsraten.