Nonprofit-Sektor stark von öffentlicher Hand abhängig. | Geschäftsführer des NPO-Instituts der WU Wien im Gespräch. | "Wiener Zeitung": Kaum ein wirtschaftlicher Sektor ist so heterogen wie jener der Nonprofit-Organisationen (NPOs). Vielfalt ist auch das Motto des achten NPO-Tages an der WU Wien nächsten Montag. Was bedeutet diese Heterogenität in wirtschaftlich schlechteren Zeiten?
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Christian Schober: Zunächst muss man in Frage stellen, ob für NPOs denn gerade wirtschaftlich schwierige Zeiten herrschen. Für mich zeigt sich das nicht so eindeutig. Von der Finanzkrise sind nicht viele NPOs betroffen. Kaum eine NPO finanziert sich wesentlich direkt über den Finanzmarkt. Viele sind in erheblichem Maß von der öffentlichen Hand abhängig, und diese hat ihre Zuwendungen 2009 noch nicht gedrosselt.
Ab heuer wird es vermutlich schwieriger. Die neu eingeführte Spendenabsetzbarkeit sollte jedenfalls einen positiven Effekt haben und zumindest teilweise krisenbedingte Rückgänge bei Spenden ausgleichen.
Die Krise merkt man eher auf der anderen Seite, wenn Leistungen von Nonprofit-Organisationen durch die Krise verstärkt nachgefragt werden, etwa im Sozialbereich.
Was passiert im Sektor, wenn die öffentliche Hand doch massiv den Sparstift ansetzen sollte?
Das kann man noch nicht sagen. Viele NPOs werden versuchen, vom Einsatz her so gut es geht gegenzusteuern, also etwa Hauptamtliche mehr arbeiten zu lassen oder mehr Ehrenamtliche zu rekrutieren. Einige Leistungen werden zudem schlicht nicht mehr angeboten werden können.
Eine weitere Möglichkeit ist das gezielte Erschließen von anderen Finanzierungsquellen, also neben Privatspenden etwa auch Firmenspenden, Sponsoring oder Umsatzerlöse. Aber auch die öffentliche Hand ist ja nicht homogen, da gibt es teilweise noch nicht genützte Möglichkeiten, etwa auf EU-Ebene.
Sollte dies alles nicht fruchten - was passiert, wenn eine Organisation gar nicht mehr kann?
Das ist ein guter Punkt, würde man eine NPO fallen lassen? Ich habe schon von einigen NPOs gehört, denen das Wasser wirklich bis zum Hals gestanden ist. Es ging dann doch immer irgendwie weiter.
NPOs sind Meister in der Improvisation. Die Größe und Wichtigkeit für das System spielt halt auch eine Rolle, ähnlich wie bei Banken. Da hat auch die öffentliche Hand manchmal in Krisen mitgeholfen. Bis dato sehe ich in Österreich aufgrund der Krise keine Tendenz zu Auflösungen oder Zusammenlegungen von Organisationen.
Hat die Krise Einfluss auf die Personalsituation bei Gemeinnützigen?
Das ist noch nicht absehbar. Feststeht: Die Annahme, dass jetzt mehr Ehrenamtliche zur Verfügung stünden, weil viele Menschen ihren Job verloren und daher mehr Zeit haben, stimmt so nicht. Denn Untersuchungen zeigen, dass eher jene Menschen ehrenamtlich tätig sind, die ohnehin stark in ihren Jobs engagiert und sozial integriert sind. Ob andererseits die Annahme stimmt, dass Menschen jetzt weniger ehrenamtlich arbeiten, weil sie aus Angst um ihre Jobs mehr Zeit ins Erwerbsleben investieren, muss sich auch erst bewahrheiten.
Der achte NPO-Tag an der WU Wien am Montag, 12. April 2010, steht unter dem Motto: "Kraut & Rüben? Die Kunst der NPOs, Vielfalt zu nutzen". Teilnahmekosten: 341 Euro. Wissen
Der Nonprofit-Sektor in Österreich ist äußerst vielschichtig. Er umfasst Tätigkeiten von nichtgewinnorientierten Organisationen in Bereichen wie etwa Bildungswesen, Kultur, Soziales, Gesundheitswesen, Katastrophenhilfe, Tierschutz bis zu Forschung oder Integration.
Über die wirtschaftliche Bedeutung des Sektors bestehen nur Schätzungen, unter anderem deshalb, weil Vereine nicht den gleichen Berichtspflichten unterliegen wie Unternehmen. Laut Statistik Austria trug der gesamte Sektor der "privaten Dienste ohne Erwerbszweck", dem im Rahmen der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung die NPOs vornehmlich zugeschrieben werden, 1997 etwa 1,9 Prozent zum gesamten Bruttoinlandsprodukt bei. 43,8 Prozent der österreichischen Bevölkerung ab 15 Jahren leisten in irgendeiner Form Freiwilligenarbeit.