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Norden setzt auf Biomasse

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

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Der Norden setzt auf Biomasse. Während Österreich die nachwachsenden Rohstoffe als Energieträger erst langsam neu zu entdecken scheint, haben Finnland und Dänemark schon seit längerem umgesattelt. Dort werden Holzreste und Abfälle der Sägeindustrie in High-Tech-Anlagen in Strom und Wärme umgewandelt. Fossile Brennstoffe sind in beiden Ländern mit hohen Steuern bis zu 30% belegt und damit unattraktiv.

In Finnland gibt es einen Boom an großen Verbrennungsanlagen, die auch mit Hackschnitzel gefeuert werden können. Denn immer noch ist der nachwachsende Rohstoff um 20 bis 30% teurer, aber es gibt für Strom aus Biomasse staatliche Förderungen von 4,5 Euro pro MWh. Allerdings wird ein großer Teil des Stroms (31%) in Atomkraftwerken hergestellt.

Das wald- und torfreiche Land - 76% der Landesfläche sind Wald - will die erneuerbare Energien fördern und ist auf dem besten Weg bei Biomasse Nummer eins zu werden. Die finnische Regierung hat eine Technologie-Offensive gestartet: 42 Mill. Euro stehen zwischen 1999 und 2003 für das Holz-Energie-Programm zur Verfügung. Etwas weniger als ein Viertel der Gesamtenergie wurde 2000 aus Biomasse erzeugt. Das weltweit größte Kraftwerk steht in Pietarsaari auf dem Werksgelände der Papierfabrik von UPM-Kymenne. Es wird zu 45% mit Rinde und Holzabfällen, 45% mit Torf und 10% mit Kohle oder Öl beheizt und erzeugt 560 GWh Wärme sowie 1300 GWh Strom. Ein Großteil des Stroms und Dampfs werden für die Papierfabrik benötigt, der Rest wird ins öffentliche Netz eingespeist. Die Größe der anlage macht die möglich. Rund die Hälfte der Gebäude in Pietarsaari werden mit der Fernwärme beheizt.

Torf ist in Finnland neben Holzresten einer der wichtigsten Brennstoffe und gilt, anders als in Österreich, als erneuerbar. Er wird damit auch in die Ökoförderung einbezogen.

Auch in Dänemark wird die Energieerzeugung aus Biomasse (vorzugsweise Stroh und Restholz) massiv gefördert. 1995 wurde ein Aktionsplan im Parlament beschlossen, der vorsieht, dass fossile durch CO2-ärmere Rohstoffe ersetzt werden sollen.

Energie 2, der größte dänische Energielieferant, ist führend bei Biomasse. Das Heizkraftwerk Avendøre bei Kopenhagen, das 2001 einen neuen Block bekam, beliefert 300.000 Haushalte mit Fernwärme und 1,2 Mill. Haushalte mit Strom. Es deckt damit knapp 30% des dänischen Strombedarfs. Das Kraftwerk mit dem weltgrößten Dampfkessel kann wahlweise mit Gas, Öl, Kohle oder Holzpellets befeuert werden. Für Stroh gibt es einen eigenen Ofen, der 25 t pro Stunde benötigt. Doch dieser Heizkessel dürfte Energie 2 große Schwierigkeiten bereiten. Johann Maier, Energieexperte von Mayr-Melnhof Österreich, berichtet, dass die Strohfeuerung wegen technischer Mängel eingestellt wird. "Der Ofen wächst zu und muss bergmännisch frei gemacht werden."

In Tirol sind sechs Biomasse-Fernheizwerke geplant, die größten in Zams bei Landeck und Kufstein. Auch die Stadt Wien überlegt ein großes Kraftwerk zu errichten. Ein Biomasse-Boom wird nun wegen der hohen Einspeisetarife erwartet.