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Nordkorea kehrt an den Verhandlungstisch zurück

Von WZ Online

Politik

Nach einem Jahr Stillstand hat sich Nordkorea zur Wiederaufnahme der Verhandlungen über sein Atomprogramm bereit erklärt. Die Sechs-Parteien-Gespräche sollen laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur KCNA am 25. Juli fortgesetzt werden. Ziel sei eine nukleare Abrüstung der koreanischen Halbinsel.


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Der Ankündigung ging ein Geheimtreffen nordkoreanischer und amerikanischer Diplomaten in Peking voraus. US-Außenministerin Condoleezza Rice bezeichnete Pjöngjangs Rückkehr an den Verhandlungstisch am Sonntag als "guten ersten Schritt". Bei einem Treffen mit dem chinesischen Außenminister Li Zhaoxing in Peking dankte Rice der chinesischen Regierung für ihre Vermittlung.

Der amerikanische Staatssekretär Christopher Hill und der stellvertretende nordkoreanische Außenminister Kim Kye Gwan hatten sich laut KCNA am Samstag in der chinesischen Hauptstadt getroffen. Dabei habe die US-Seite deutlich gemacht, dass sie Nordkorea als souveränen Staat anerkenne und keinen Angriff auf das Land plane, berichtete KCNA am Samstagabend.

Nordkorea hatte seit langem eine Entschuldigung für eine Bemerkung von Rice verlangt, die den kommunistischen Staat als "Außenposten der Tyrannei" bezeichnet hat. Die jüngsten US-Aussagen würden als Rücknahme dieser Äußerung betrachtet, erklärte die Regierung in Pjöngjang am Samstag.

Am Sonntag betonte das nordkoreanische Außenministerium in einer von KCNA veröffentlichten Erklärung, Ziel der Gespräche sei "eine nukleare Abrüstung der koreanischen Halbinsel". Südkorea, Japan und Russland begrüßten am Sonntag die Wiederaufnahme der Gespräche.

Erst im Februar hatte Pjöngjang den Besitz von Atomwaffen bestätigt und seine Teilnahme an den Sechs-Parteien-Gesprächen aufgekündigt. De facto lagen die Verhandlungen, an denen neben Nordkorea und den USA auch Südkorea, Russland, China und Japan beteiligt sind, schon seit einem ergebnislosen Treffen im Juni 2004 auf Eis.

Die nordkoreanische Führung hatte im Juni vergangenen Jahres nach drei ergebnislosen Verhandlungsrunden ihren Ausstieg aus den Sechs-Länder-Gesprächen erklärt. Sie begründete dies mit der feindseligen Haltung der USA gegenüber Pjöngjang. Insbesondere hatte sie Anstoß daran genommen, dass US-Präsident George W. Bush ihr Land auf eine "Achse des Bösen" platziert hatte.

In den vergangenen Monaten hatten die USA und andere der Dialogpartner ihre diplomatischen Bemühungen verstärkt, Nordkorea wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. Die US-Regierung hatte Nordkorea im Oktober 2002 mit dem Vorwurf konfrontiert, es entwickle heimlich Atomwaffen und verletze damit ein Atomabkommen aus dem Jahr 1994. Am 10. Februar 2005 erklärte sich Nordkorea selbst zur Atommacht.

Nord- und südkoreanische Regierungsvertreter berieten unterdessen in Seoul über eine weitere Vertiefung ihrer wirtschaftlichen Beziehungen. Bis Dienstag wollen die beiden Nachbarstaaten unter anderem über den Wiederaufbau von Transportwegen sprechen. Auf der Tagesordnung stand auch eine Bitte Pjöngjangs um 500.000 Tonnen Reis für die hungernde Bevölkerung. Bereits im Juni hatten sich Vertreter beider Staaten zu Gesprächen getroffen. Der Streit um das nordkoreanische Atomprogramm wurde dabei außen vor gelassen.