Das Kim-Regime könnte nach Raketen bald Atomwaffen testen. Auch diesen Brandherd beeinflusst der Ukraine-Krieg.
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"Das hier kann absolut nicht toleriert werden", wütete Japans Premier Fumio Kishida. Was ihn so erzürnt, fliegt bedrohlich über der japanischen Insel hinweg oder landet um Japan im Meer. Nordkorea führt wieder einen Raketentest nach dem anderen durch. Erst am Donnerstag hat das kommunistische Regime zwei Kurzstreckenraketen in Richtung des Japanischen Meeres abgefeuert.
Das war bereits der sechste Raketenstart innerhalb von zwölf Tagen. Am Dienstag hatte Nordkorea gar eine ballistische Mittelstreckenrakete abgefeuert, die - erstmals seit knapp fünf Jahren - über die japanische Inselgruppe geflogen war. Und es sieht nicht danach aus, dass die Bedrohung für Japan und vor allem auch Südkorea in den nächsten Tagen schwinden wird. Vielmehr scheint es, dass Nordkoreas Herrscher Kim Jong-un weiter aufrüsten und eskalieren wird.
So rechnen zahlreiche politische Beobachter und Diplomanten damit, dass Nordkorea bald den nächsten Atomwaffentest durchführen wird. Auch dem letzten derartigen Test im Jahr 2017 war eine Reihe von Raketenabschüssen vorausgegangen.
Darüber hinaus hat das Regime in Pjöngjang erst vor ein paar Tagen ein neues Atomgesetz verabschiedet, das ebenfalls zur Vorbereitung eines Atomtests dienen könnte. "Die Position unseres Staates als Atomnation ist unumkehrbar", hatte dabei Diktator Kim verkündet.
Verhandlungen mit Trump sind im Sand verlaufen
Damit brachte er noch einmal zum Ausdruck, was ohnedies schon lange Nordkoreas Politik ist: Das Regime ist durch keinerlei Interventionen zum Abrücken von seinem Atomwaffenprogramm bereit. Die pompös inszenierten Verhandlungen mit dem damaligen US-Präsidenten Donald Trump sind im Sand verlaufen. Angebote von Südkorea, gegen wirtschaftliche Hilfe vom Nuklearkurs abzurücken, lehnt Nordkorea regelmäßig ab. Auch von Sanktionen lässt sich Kim nicht von seinem Weg abbringen.
Ohnehin muss Nordkorea derzeit nicht eine für das Land allzu schmerzliche Verschärfung der Strafmaßnahmen fürchten. Denn Russland und China ziehen nicht mehr mit. "Auch wenn die fortlaufenden Raketentests auf einer politischen Ebene breit verurteilt werden - es besteht weder Konsens, wie darauf regiert werden sollte, noch zeigen die großen Staaten Willen zur Zusammenarbeit", sagt die auf Nordkorea spezialisierte US-Politanalystin Jenny Town der Nachrichtenagentur "Reuters".
So haben die Vetomächte Russland und China nun verhindert, dass der UN-Sicherheitsrat, wie von den USA gewünscht, überhaupt erst über die nordkoreanischen Raketentests verhandelt. Nordkorea hat wiederum die Scheinreferenden, die Russland in annektierten ukrainischen Gebieten abgehalten hat, anerkannt. So nutzt das Kim-Regime die internationale Spaltung, die sich mit dem Angriffs Russlands auf die Ukraine einzementiert hat, für sich.
So müssen die USA und ihre Verbündeten nun alleine ihre Antwort auf Nordkoreas Vorgehen finden. Daher schossen die USA und Südkorea am Mittwoch vier Boden-Boden-Raketen in Richtung des Japanischen Meers, nachdem Nordkorea seine ballistische Mittelstreckenrakete über Japan fliegen hatte lassen. Außerdem entsandten die USA erstmals seit vier Jahren ihren nukleargetriebenen Flugzeugträger "USS Ronald Reagan" in die Gewässer östlich der koreanischen Halbinsel. All das fasst aber wiederum Nordkorea als Provokation auf und rechtfertigt damit seine Waffentests.
Das Ziel Nordkoreas ist die Eroberung des Südens
Das offizielle, langfristige Ziel Nordkoreas ist die Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel, sprich die Eroberung Südkoreas. Und das Waffenarsenal Pjöngjangs wird immer umfangreicher und fortgeschrittener, was die Lage immer bedrohlicher macht.
Das nordkoreanische Regime achtet auch ganz darauf, wie der Westen auf Putins Feldzug in der Ukraine reagiert. Wie gehen speziell die USA mit Moskaus nuklearen Erpressungsversuchen um, und was machen sie, sollte Wladimir Putin tatsächlich taktische Atomwaffen einsetzen? Denn auch für Nordkorea gibt es diese Option. So gestattet sich Nordkorea laut dem neuen Atomgesetz schon bei einer möglichen Bedrohung des Staates den Einsatz von Nuklearwaffen. Das lässt einen enormen Interpretationsspielraum zu. Wann sich Nordkorea bedroht sieht, das bestimmt Diktator Kim.