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Nordkorea muss sich endlich richtig entscheiden

Von Cho Hyun

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Cho Hyun ist Botschafter der Republik Korea in Österreich.

Statt weiterer Provokationen gegenüber der Republik Korea sollte der Norden einen Wandel erkennen lassen, um die angespannte Situation zu entschärfen.


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Jüngst legte Nordkorea den ausländischen Vertretungen in Pjöngjang die Evakuierung des Botschaftspersonals nahe. Solch unspezifische Warnungen sollen einerseits eine Atmosphäre der Angst schaffen, andererseits entledigt sich Nordkorea so jeglicher Verantwortung für sein Handeln. Ausländische Regierungen, einschließlich jener der Republik Korea, verstehen dies als Ausdruck des nordkoreanischen Propaganda-Krieges. Bis heute hat keine ausländische Vertretung tatsächlich in Betracht gezogen, den Evakuierungsplan umzusetzen.

Es scheint eher eine Inszenierung für die mediale Öffentlichkeit als eine wirkliche Militärübung zu sein. Die Übungen der Armee finden geradezu öffentlichkeitswirksam statt, sogar Nachtübungen sind klar ersichtlich. Folglich ist die Situation zwar angespannt, doch gibt es keine konkreten Anzeichen dafür, dass Nordkorea tatsächlich eine militärische Aktion vorbereitet. Trotzdem ist ein Überraschungsangriff Nordkorea entlang der demilitarisierten Zone und der nördlichen Grenzlinie nicht ausgeschlossen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Nordkorea Ballungsräume angreift, in denen sich viele ausländische Staatsangehörige aufhalten, ist allerdings gering. Nordkorea ist sich voll bewusst, dass dies einen sofortigen Krieg nach sich zöge. Auch wenn Nordkoreas Führung bis jetzt äußerst irrational gehandelt haben mag, wäre selbst ihr eine solche Torheit nicht zuzutrauen.

Nordkorea behauptet, es reagiere nur auf "Provokationen" wie die verschärften UN-Sanktionen und die gemeinsamen Militärmanöver der Republik Korea und der USA. Jedoch verstoßen der sogenannte Satellitenstart Nordkoreas und der jüngste Atomtest klar gegen die Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Zudem sind die Manöver der Republik Korea und der USA höchst transparent und können daher kein Anlass für die fortwährenden Drohungen seitens Nordkoreas sein. Nordkoreas Provokationen müssen unterbunden werden, und das Bündnis zwischen der Republik Korea und den USA ist stark genug, um angemessen zu reagieren. Dabei ist auch der Zusammenhalt der internationalen Gemeinschaft von großer Bedeutung.

Die andauernden Fehlentscheidungen und das inakzeptable Verhalten machen Nordkorea zu einem Sorgenfall der internationalen Gemeinschaft. Sollten wir uns durch die Täuschungsversuche verängstigt und schließlich nachgiebig zeigen, würde Nordkorea glauben, seine Bedrohungstaktik sei erfolgreich. Stattdessen muss Nordkorea unmissverständlich klargemacht werden, dass es auf diese Weise seine Ziele nicht erreichen wird.

Die Position der Republik Korea beruht auf entschiedenen Reaktionen gegenüber jeder militärischen Provokation, aber auch Offenheit gegenüber richtigen Entscheidungen Nordkoreas, die einen Wandel erkennen lassen. Dies wäre die Grundlage für den von Präsidentin Park Geun-hye vorgeschlagenen "Korean Peninsula Trust-Building Process". Die Republik Korea wäre voll und ganz bereit, diesen Prozess der Vertrauensbildung zu initiieren, sofern Nordkorea die Provokationen unterlässt und sein Verhalten ändert. Es wird Zeit, dass Nordkorea die richtige Entscheidung trifft.