Zum Hauptinhalt springen

Nordkorea oder doch Wien-Wieden?

Von Bernhard Baumgartner

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Beschwerden beim Österreichischen Werberat sorgen gelegentlich für Diskussionen, zumindest in der Medienlandschaft. Ist es rassistisch, auf Plakaten zu Fußball-Wetten eine Voodoo-Puppe mit Deutschland-Trikot zu piksen? Oder: Darf das "Mohrenbräu" weiter so heißen? Jetzt sorgt der Ethikkodex des Werberates indirekt für eine handfeste Kontroverse in der deutschen Medienbranche - allerdings ohne dazu aktiv etwas beigetragen zu haben. Der offenbar immer wieder einschlägig auffällige "Tagesspiegel"-Autor Harald Martenstein habe offenbar den "österreichischen Werberat mit den Taliban verwechselt", schreibt der Medienjournalist Stefan Niggemeier in seinem Blog. Tatsächlich hat Martenstein in einem Artikel dem Bezirksparlament Berlin-Kreuzberg vorgeworfen, sein Unterfangen, Plakate auf bezirkseigenen Werbeflächen zu verbieten, wenn sie sexistisch sind, erinnere ihn an Nordkorea und Afghanistan. Die Definition, welche Werbung nun zulässig ist oder nicht, stammt aber nicht von den Taliban, sondern aus dem Ethikkodex des Österreichischen Werberates, wie Niggemeier nachwies: "Träger dieses Gremiums sind so fundamentalistische Organisationen wie der ORF oder der Verband Österreichischer Zeitungen. Und vielleicht lohnt es sich, innezuhalten und sich zu fragen, was es bedeutet (...), wenn Martenstein ethische Richtlinien des österreichischen Werberates für ein Programm der Taliban hält."

Für den Ethikkodex sind das vielleicht gerade die berühmten fünfzehn Minuten Ruhm: So genau wurde das Konvolut wohl schon lange nicht mehr gelesen.