Die Trump-Administration wird bald eine Antwort auf Pjöngjangs Atomprogramm finden müssen. Und sie braucht dafür China.
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Der Besuch dient offenbar der Beruhigung von Verbündeten. Der neue US-Verteidigungsminister Jim Mattis wählte als erstes Ziel einer Auslandsreise Südkorea und Japan. In den beiden Ländern haben die USA fast 80.000 Soldaten stationiert und sie sind Washingtons wichtigste Partner in der Region. Aber auch Japan und Südkorea sind abhängig von den USA. Sei es, um der aufstrebenden Macht China besser begegnen zu können. Sei es wegen der Gefahr, die Nordkorea darstellt.
Nun hat der neue US-Präsident Donald Trump große Beunruhigung in Seoul und Tokio ausgelöst, weil er im Wahlkampf die Kosten und den Nutzen dieser Bündnisse in Frage stellte. Mattis versuchte hier nun aber offenbar gegenzusteuern. Er erklärte am Donnerstag in Seoul, dass die USA "Schulter an Schulter" mit Südkorea stehen würden, um Nordkorea entgegenzutreten.
Tatsächlich könnte Nordkorea bald eine große Herausforderung für die Trump-Administration darstellen. Machthaber Kim Jong-un hat angekündigt, dass sein Land Vorbereitungen für den Test einer Interkontinentalrakete treffe. Damit käme Nordkorea seinem Ziel immer näher, Atomwaffen zu bauen, die klein genug sind, um sie auf Langstreckenraketen zu montieren. "Das wird nicht passieren", hat Trump bereits angekündigt. Wie er das verhindern will, verriet er nicht.
Nordkorea hat jedenfalls fest vor, weiter aufzurüsten. Das Regime folgt offenbar der Logik, dass Hochrüstung die beste Form der Verteidigung ist. Die bisherigen Atombombentests dienen nicht nur der Abschreckung, sondern geben auch Nordkoreas Drohgebärden, etwa gegen Südkorea, Nachdruck.
Die USA und ihre Verbündeten stehen hier vor einem Dilemma: Verhandlungen mit Nordkorea haben bisher nichts eingebracht, sie liegen auch schon seit Jahren auf Eis. Das Regime in Pjöngjang zeigt sich bisher auch von den Sanktionen unbeeindruckt.
Zudem geht in der Nordkorea-Frage nichts ohne China, Pjöngjangs wichtigsten Handelspartner. Trump hat schon klargemacht, dass seiner Ansicht nach China viel zu wenig Druck auf Nordkorea ausübt. Es stimmt, dass Peking Nordkorea wirtschaftlich noch mehr in die Enge treiben könnte. Allerdings ist die Volksrepublik - bei allem Ärger über Nordkoreas Atomprogramm, der auch in Peking groß ist - nicht daran interessiert, dass das Kim-Regime kollabiert. Denn das würde Chaos in der Region bedeuten.
Hinzu kommt: Bisher hat die Trump-Administration China nur vor den Kopf gestoßen, bisherige Aussagen deuten darauf hin, dass Trump China als einer der größten Feinde der USA - sei es wirtschaftlich, sei es geopolitisch - ausmacht. China hat also derzeit wenig Grund, den USA entgegenzukommen. Peking könnte vielmehr versucht sein, der neuen US-Administration die eigene Macht aufzuzeigen. Und das könnte sich nicht nur in der Nordkorea-Frage niederschlagen.